Die sanft bergige Region ist ideal für Velofahrer, die gern Kultur, Natur und Thermenbesuche verbinden wollen.
Wir stossen unsere Velos auf den steirischen Petersdom zu. So wird die riesige Pfarrkirche der kleinen Marktgemeinde Pöllau genannt, da sie von Grundriss und Kuppel her an die grösste katholische Kirche der Welt erinnert. Nicht weniger eindrücklich wirkt aus der Ferne die Wallfahrtskirche Pöllauberg. Nach dem Abstecher Richtung Norden rollen wir durch den Garten Österreichs, wie die Oststeiermark genannt wird, gemächlich südwärts. Westlich von Hartberg liegt das Apfelland Stubenbergsee, nordöstlich die Kräuterregion Wechselland. Ansonsten werden Mais, Getreide und Wein angebaut. Halt machen wir bei Kober Wein und stärken uns mit Ruckwurstbrot, Käferbohnensalat und einem Glas Weissen. Die Oststeirer sagen mit einem Augenzwinkern, dass der Buschenschankkalender ihre wichtigste Lektüre sei. Klar, man muss ja wissen, wann die einzelnen Bauern Wein ausschenken dürfen.
Bald ist mitten im grünen Nirgendwo über den Baumwipfeln eine goldene Kuppel zu sehen. Es ist ein Turm der von Friedensreich Hundertwasser gestalteten Therme Bad Blumau. Vor 25 Jahren galt die Gegend noch als Armenhaus Österreichs, bis der Kärntner Bauunternehmer Robert Rogner zusammen mit dem Künstler dessen Vision von einer Architekturlandschaft in Einklang mit der Natur verwirklichte. Entstanden ist auf 42 Hektaren ein fantastischer Thermenpark, der einen längeren Aufenthalt wert ist.
Am nächsten Tag statten wir erst der tausendjährigen Eiche in Bierbaum – sieben Leute sind nötig, um ihren Stamm zu umfassen – einen Besuch ab, bevor wir über Fürstenfeld zur Riegersburg strampeln. Längst ist die Landschaft sehr hüglig geworden. Während wir uns Kurve um Kurve nach oben schrauben, sehen wir von weitem das Wahrzeichen der Steiermark, das auf einem 482 Meter hohen Vulkanfelsen thront und nie eingenommen wurde. Ihr Besitzer Emanuel von Liechtenstein ist Arzt, doch den Hauptteil seiner Zeit verwendet der 43-Jährige auf den Unterhalt der Riegersburg, den seine Familie allein stemmen muss. Vor der Pandemie kamen pro Jahr 140 000 Besucher, um sich die beeindruckenden Säle oder das Hexenmuseum anzusehen. Weit gereist, ist der Prinz doch der Heimat auch sehr verbunden, schätzt als Radsportler ihre hügelreiche Schönheit und die Freundlichkeit der Oststeirer.
In Bergl unweit vom Ort Riegersburg hat sich der einstige Konditor Josef Zotter als Chocolatier neu erfunden und macht auch mit ungewöhnlichen Füllungen wie Zirbenganache Furore. Hier liegt seine Fabrik mit Erlebniswelt, die ihresgleichen sucht. Besucher probieren sich durch das verführerische Angebot und erfahren nebenbei, dass Schokolade auch ein sehr politisches Thema ist. Gegen Abend treten wir, das weite Vulkanland im Blick, noch einmal schnaufend bergauf. Das von Weinbergen umgebene Schloss Kapfenstein, unser Quartier für die Nacht, liegt immerhin auf 470 Metern über Meer.
Am Morgen geht es wieder mit viel Schwung durch Dörfer, in denen Honig, Wein und Kürbiskernöl verkauft werden. 23 Kilometer sind es nach Bad Radkersburg, einem 3100 Einwohner kleinen Juwel im Südwesten der Steiermark, durch die Mur von Slowenien getrennt. Gassen mit bunten barocken Häusern, Arkadengänge, ein Hauptplatz mit Palais verschiedenster Baustile. Seit 1975 ist Bad Radkersburg Kurort. Bei Bohrungen wurden Thermalquellen statt Öl entdeckt. Doch der einsetzende Tourismus schadete der Stadt nicht, die ihr heutiges Aussehen dem Renaissancebaumeister Domenico dell’Allio verdankt. Fotograf Gerhard Schleich schlüpft bei Führungen manchmal in einem Kostüm in dessen Rolle. «Bad Radkersburg hot wos», sagt er. Es sei diese Melange aus guterhaltenem, schönem Stadtbild, der Nachbarschaft zu Slowenien sowie dem Mix aus Land- und Stadtbevölkerung, Geschäftsleuten, Künstlern und Kurgästen.
Die Reise war möglich dank Einladungen von Oberösterreich Tourismus, Tourismus der Stadtgemeinde Baden, Erlebnisregion Oststeiermark, Tourismus Thermen- & Vulkanland sowie Graz Tourismus.
Veloverleih:
Zum Beispiel Bikecenter Geiger, Bad Waltersdorf; s’Radl-Eck Gollinger, Fürstenfeld; Frankl & Mitterer Rad OG, Bad Radkersburg.
Text: Juliane Lutz
Fotos: Martina Siebenhandl
Fürstenfeld
«I wül ham noch Fürstenfeld.» Der Hit der Gruppe S. T. S. machte 1984 die bis dahin etwas verschlafene Kleinstadt über Nacht berühmt. Heute beschreibt sie der Ausdruck quicklebendig ziemlich gut. Die Fürstenfelder lieben ihr kompaktes Zentrum mit dem grössten Platz der Steiermark und den noch erhaltenen historischen Gebäuden wie die Pfeilburg oder das Grazer Tor. Viele Geschäfte und Beizen, einiges an Kultur, gute Schulen oder auch das grössten Beckenfreibad Europas sorgen für Lebensqualität. Und die Geschichte ist spannend. Tabak spielte eine grosse Rolle und im 20. Jahrhundert auch die Schweiz. Die Stadt Zug half dem im Krieg stark zerstörten Fürstenfeld über zwei Jahre hinweg mit 200 Tonnen Hilfsgütern beim Wiederaufbau, was bis heute unvergessen ist.
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