Die Bodenseeregion ist wirklich gesegnet, um einen etwas altmodischen Ausdruck zu nutzen. Das milde Klima lässt Zierpflanzen, Obst und Gemüse aufs Üppigste gedeihen und hier gibt es wunderschöne Gärten. Auch jene von Privatleuten stehen seit 2018 Interessierten entlang der Bauerngarten-Route Thurgau offen. Insgesamt umfasst die Tour 17 Stationen, die von Schlatt im Bezirk Frauenfeld bis nach Neukirch-Egnach, das zwischen Romanshorn und Arbon gelegen ist, reichen. Auch die Gärten von Schloss Arenenberg und der Kartause Ittigen sind Teil davon. In Kürze werden noch zwei weitere Gärten dazukommen. Man kann sie mit dem Auto anfahren oder mit dem Velo, so wie es „Touring“-Redaktorin Juliane Lutz einen schönen Sommertag lang gemacht hat und vollauf begeistert zurück kam. Ein Überblick über vier Gärten, die sie im Oberthurgau besucht hat:
„Wenn Blumen das Lächeln der Erde sind“, wie der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson einmal sagte, dann muss der Garten von Bea und Ueli Ackermann in Neukirch-Egnach ein Ort des Glücks sein, so schön blüht es hier. Üppige Wild- und Edelrosen entzücken die Besucher, Clematis rankt sich an einem Bogen entlang, Mohnblumen wachsen bei den Gemüsebeeten und der noch erhaltene Buchs, ein Muss in jedem Bauerngarten, wurde kreisförmig geschnitten. „In unserem Garten wechseln sich strenge Formen und Natürlichkeit ab“, sagt die gelernte Floristin Bea Ackermann. Vor dem wunderschönen Riegelhaus aus dem 18. Jahrhundert steht ein Zitronenbäumchen und auf einer angrenzenden Wiese wurde extra ein rundes Stück Gras nicht gemäht, in dem Margheriten und andere Wiesenblumen unbeschwert in die Höhe wachsen. Sogar ein Lusthäuschen aus Hartriegel ist vorhanden, in dem die Ackermanns ihre Arbeitsgeräte aufbewahren. Der Garten wird im Sommer zum grünen Zimmer, das auf Anfrage besucht werden kann. „Oder einfach klingeln, wenn unsere Autos vor dem Haus stehen“, sagt Bea Ackermann.
Bauerngarten Ackerman, Buberg 2, Neukirch-Egnach
Tel. 071 477 2078
Nur ein paar wenige Velominuten entfernt, liegt der grosse bäuerliche Nutzgarten des sympathischen Ehepaars Hyler. Sie übernahmen ihn als sie in den 1970er Jahren nach Burkartsulishaus in Neukirch-Egnach zogen. Auf etwa 300 m2 wächst so ziemlich alles, was man in der Küche verwenden kann. „Kartoffeln, Zucchetti, Salat, Chabis, Blaukraut, Rüebli, Gurken, Currykrau, Melonen …“ zählt Hansruedi Hyler auf. Aber natürlich dürfen auch Phlox, Holunder, Hortensien und Jungfer im Grünen in einem Bauerngarten nicht fehlen, ergänzt seine Frau Trudi. Interessierte dürfen ihren Garten jederzeit besuchen, selbst wenn die Hylers nicht zu Hause sind.
Hausgarten Hyler, Burkartsulishaus 2, Neukrich-Egnach
Tel. 071 477 39 27
Walter Schümperlin empfängt die Besucherin gut gelaunt in seinem Garten, der sich über der Strasse von seinem Elternhaus befindet. Der Blick fällt als erstes auf einen hübschen, rund gemauerten Gartenteich, wie er früher oft üblich war. Seine Frau kümmere sich um die Blumen und er um alles, was man esse könne, sagt Schümperlin. Und das ist viel. In den Beeten wachsen Buschbohnen, Chabis, Rüebli, Randen, Kohlrabi, Fenchel, Sellerie, Spitzkabis, Spinat, Lauch sowie dreierlei Tomatenarten, um nur einige Gemüsesorten zu nennen. Himbeeren und Johannisbeeren bilden leuchtend rote Farbtupfer am Gartenzaun. Dazu versucht sich der Gartenliebhaber an der Traubensorte Americano, deren Beeren er zu Konfi und Schnaps verarbeitet. Oft sei er schon morgens um sechs Uhr im Garten anzutreffen, sagt er. Wann immer sein Subaru nebenan stehe, seien Besucher willkommen. Bis auf den Samstag, da wird gejätet.
Bauerngarten Neumühle, Neumühlestrasse 23, Amriswil
Tel: 071 411 4983
Bereits vor dem Tor von Lilo Müller’s Garten ahnen Besucher, dass sich dahinter etwas ganz Besonderes verbirgt. Schon von da aus sind die baumgrossen Kletterrosen, die sich in der Mitte zueinander neigen und Durchgänge bilden, zu sehen. Die Coiffeurin hat ein Faible für „Rambling Roses“ und setzt sie geschickt als Gestaltungselement in ihrem traumhaften Garten ein. Unterstützt von Ehemann und Sohn hat sie dieses Paradies vor zehn Jahren angelegt. Einen kleinen Nutzgarten gibt es auch, ebenso wie Hühner. Doch es sind die Rosen und geschickt platzierten Hingucker wie der blutrote Mohn vor der Kräuterecke oder das Bettgestell, in dem Lavendel blüht, die den Besuch zum Erlebnis machen. Wer hierher kommt, fühlt sich nach England versetzt und es scheint als zwitscherten die Vögel und brummten die Insekten besonders laut. Vielleicht als Dank, denn Chemie kommt Müller nicht ihren Garten, der auf Anfrage zu besuchen ist.
Naturgarten Müller, Alemannenweg 3, Güttingen
Tel: 071 695 2673
Gefahrene Route (4 Gärten) im Oberthurgau:
Start und E-Bike-Miete: Bahnhof Romanshorn, Rent a bike, ab 55 Fr. pro Tag
Zeitbedarf für die vier Gärten mit An- und Rückfahrt plus Mittagspause: ca. 7 Stunden.
Restauranttipp: Oliver’s Amriswil, Weinfelderstrasse 2,
Kleine, feine Karte. Sehr zu empfehlen sind die Fischknusperli (Eglifilets) mit Salat
Weitere Infos zur Tour: bauerngartenroute-thurgau.ch
Text: Juliane Lutz, Fotos: Peter Moser-Kamm/Bauerngarten-Route Thurgau, Juliane Lutz
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