Text: Christoph Weymann
Fotos: Cyriane Rawyler, iStock
Als Radler in Paris kann man wie am Anfang der Rue Saint-Antoine leicht auf der Busspur landen, die hier früher oft der einzige «Veloweg» war. Die Reste der Kennzeichnungen auf der Fahrbahn lenken mitunter davon ab, dass es auf der anderen Strassenseite inzwischen einen richtigen Radweg gibt. Angesichts der vielen Veränderungen in den letzten Jahren kann man hier schon mal den Überblick verlieren. Die ehrgeizigen Ziele des ersten Förderprogramms vor fast zehn Jahren klangen für die leidgeprüften Pariser Velofahrer beinahe lächerlich. Doch die Verkehrswende ist eingeleitet worden – auch dank ganzer Fahrspuren, die während der Pandemie kurzerhand für Fahrräder reserviert und beibehalten wurden. Das Velo gilt inzwischen als schnellstes Verkehrsmittel und wird immer beliebter. Auch für Besucher ist es heute recht entspannt möglich, die wunderschöne Stadt mit dem Rad zu entdecken.
Zum Beispiel auf der Rue Saint-Antoine, nachdem man es geschafft hat, von einer Vélib’-Radstation an der nahen, verkehrsumtosten Place de la Bastille zwei Velos loszueisen, was mit der schwergängigen, sich aber schnell abschaltenden Tastatur etwas knifflig sein kann. Dafür stehen diese Räder jederzeit und fast überall zur Verfügung und müssen auch nicht während der Geschäftszeiten wieder am Startpunkt abgegeben werden. Unterbrechungen oder das Beenden der Tour sind überall möglich. Die Route soll, nach ausgetüftelteren Plänen von zu Hause aus und in mehreren Anläufen an regnerischen Tagen vor Ort, eine unkomplizierte und bequeme Stadtrundfahrt um die grossen Sehenswürdigkeiten sein.
Nach etwa 250 Metern geht es durch die schmale Rue de Birague zur Place des Vosges. Auf dem 1612 fertiggestellten, ältesten Platz der Stadt, der weitgehend von einem schönen Park ausgefüllt wird, herrscht eine ruhige, heitere Atmosphäre. Zurück auf der Rue Saint-Antoine gilt es bald, links abzubiegen in die Rue du Pont Louis-Philippe. Gleich an der ersten Querstrasse lohnt sich linkerhand ein Blick auf zwei mittelalterliche Fachwerkhäuser (Rue François Miron 11 und 13). Auf der gepflasterten Brücke Louis-Philippe wartet die Aussicht auf die Île de la Cité mit den Türmen der Notre-Dame im Hintergrund. Die kleinere Seineinsel Île Saint-Louis geradeaus bietet Aussichten auf klassische Paris-Klischees – herrliche alte Häuserzeilen mit bodentiefen Fenstern, baumbestandene hohe Seine-Kais und den Blick über den Fluss. Die Insel und hinter der Notre-Dame auch gleich die Île de la Cité, das historische Zentrum, sind schnell durchquert, aber natürlich wären hier, wie auf der ganzen Tour, überall Schlenker und Pausen möglich. Auf der linken Seite der Seine gibt es an der Uferstrasse neben dem alten Univiertel Quartier Latin einen separaten Radweg mit Blick auf die Stände der Bouquinisten und die Kathedrale im Hintergrund.
Durch das Gewimmel der Touristen an der Kreuzung zum Boulevard Saint-Michel geht es über den Pont Neuf wieder ans rechte Seine-Ufer und dann links auf die Rue de Rivoli, die Fortsetzung der Rue Saint-Antoine vom Anfang. Bequem und sicher mitten durch die königliche Kulisse neben dem Louvre zu radeln, lässt erahnen, welche Rolle das Velo hier in Zukunft spielen könnte. Nach ein paar hundert Metern lohnt sich ein Abstecher zur Place Vendôme. Der ruhige, klassizistische Platz mit einer Triumphsäule Napoleons zählt mit dem «Ritz» und edlen Boutiquen zu den nobleren Ecken. Vorbei an den Tuileriengärten geht es am Rand der riesigen Place de la Concorde entlang. Wer nicht zügig weiterfährt, wird von den Polizisten dazu aufgefordert, die hier das Umfeld der US-Botschaft bewachen. Rechts abgebogen auf den Radweg der Champs-Élysées, folgt man der Renommiermeile mit Blick auf den Triumphbogen ein Stück und überquert sie dann auf der ersten Querstrasse. Auf der breiten Avenue Winston-Churchill kommt man zwischen den monumentalen Glaspalästen Grand Palais und Petit Palais hindurch zum Pont Alexandre III.
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Mehr erfahrenAuf dem prächtigen Pont Alexandre III lohnt sich ein Fotostopp vor dem nahen Eiffelturm im Hintergrund, bevor es weitergeht zum Invalidendom. Links davon findet sich ein ruhiger Radweg, dann gilt es, sich über einen ruhigen Kreisverkehr in die Grünanlagen der Avenue de Breteuil, in der Verlängerung des Invalidendoms, einzufädeln. Hier ist es ruhig an diesem Samstagvormittag. Man merkt, dass das 7. Arrondissement zu den «besseren» Vierteln gehört. Am Ende der Grünanlage führt die Route links auf Radwegen durch schmalere Geschäftsstrassen wieder nach Osten in Richtung Jardin du Luxembourg. Der schöne, alte «Garten» muss zu Fuss durchquert werden. Auf dem quirligen Boulevard Saint-Michel hinunter zur Seine heisst es wieder, nicht versehentlich die Busspur zu nehmen. Die ist zwar auch noch mit Velosymbolen gekennzeichnet, aber mit Bussen und Taxis im Nacken wesentlich ungemütlicher als der separate neue Radweg auf der linken Seite. Über die Île Saint-Louis und den Boulevard Morland erreicht man den Canal Saint-Martin. Hinter dem schönen Hafen ist schon die Bastillesäule zu sehen, der Endpunkt einer ziemlich stressfreien Radrunde mitten durch Paris.
Die Reportage kam auf Einladung des Pariser Office du Tourisme zustande.
Wohnen:
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Rad fahren in Paris:
Defensives Fahren ist nach wie vor angesagt, im Zweifel nutzen Radler besser den nächsten Zebrastreifen. Auch ein Helm im Reisegepäck ist eine gute Idee. Viele Radinformationens liefert eine Stichwortsuche auf der offiziellen Tourismus-Website parisjetaime.com. Die Vélib’-Leihvelos sind günstiger als Mieträder oder geführte Touren. Eine Fahrt kann überall unterbrochen oder beendet werden. Dafür nötig sind eine Anmeldung mit Kreditkarte und etwas Flexibilität, weil nicht immer alles klappt. Vor dem Ausleihen (am einfachsten per Smartphone mit NFC-Funktion) muss man das Rad überprüfen, beim Zurückgeben muss ein freier Platz gesucht und das Rad richtig eingerastet werden. Ausführlichere Infos als bei Vélib’ liefern vor allem englischsprachige Blogs, die sich mit Paris befassen.
Fahrradvermietung:
parisavelo.fr, velib-metropole.fr
Weitere Anbieter siehe
parisjetaime.com
Übrigens umfasst auch der «Paris Passlib’» Veloangebote für Besucher.
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