Text und Fotos: Juliane Lutz
«Früher hatten wir hier 50 Hektaren Rebfläche. Heute sind es nur noch zehn», sagt Verena Waigand am Erlenbacher Hochberg, der Teil des Fränkischen Rotwein Wanderwegs ist. Über Weinberge blicken wir auf Erlenbach hinab, die grösste Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Miltenberg. «Es fehlt an Nachwuchs, der sich die harte Arbeit in den Steillagen zumuten will», sagt die zierliche Frau und bleibt vor einem Weinberg stehen. Dort wachsen nur noch ein paar wenige, sehr knorrige Reben der Rotweinsorte Portugieser. «So entstehen Brachen wie diese. Aber ich habe den aufgelassenen Rebberg gekauft und werde ihn neu bepflanzen», sagt die Winzerin. Ihr Beruf scheint auch die Passion von Verena Waigand zu sein. Die vierfache Mutter stammt vom gleichnamigen Weingut in Erlenbach, war Weinprinzessin und studierte nach einer Ausbildung zur Weintechnologin Weinbetriebswirtschaft. Zusammen mit ihrem Vater führt sie nun den Betrieb. Und bietet darüber hinaus Weinwanderungen und Yoga im Rebberg an. «Wir sind das rote Franken, denn Churfranken steht für Blauburgunder, während Richtung Würzburg der Silvaner ganz wichtig ist» sagt sie bei der Weinverkostung in einer Hütte, die über den Weinbergen mit Sicht auf den Main zu schweben scheint.
Was sich in anderen Regionen und Ländern Besenwirtschaft oder Buschenschank nennt, heisst in Churfranken Häckerwirtschaft. Dort schenken Winzer an einigen Tagen im Jahr ihren Wein aus und bieten dazu selbst gemachte Speisen an. Oft auf den Karten zu finden sind Bratwürste, Fleischküchle, Schnitzel, alles immer gern mit Kartoffelsalat, aber auch Flammkuchen und Vegetarisches. Sehr wichtig ist in Churfranken der Kalender, in dem die Öffnungszeiten aller Häckerwirtschaften verzeichnet sind. So sind beim Weingut Helmstetter in Bürgstadt um die Mittagszeit schon fast alle Plätze drinnen und draussen besetzt. Selbstverständlich steht überall Wein auf den Tischen. Genuss wird in Churfranken, das im Dreieck zwischen Frankfurt, Würzburg und Mannheim/Heidelberg liegt, sehr gross geschrieben. Selbst die Grossstädter kommen oft, um bei den Metzgern und Bäckern die gute Wurst und das krosse Brot zu kaufen.
In Miltenberg heisst der Marktplatz Schnatterloch. Das Ensemble aus jahrhundertealten Fachwerkhäusern, einem Renaissancebrunnen und dem Schnatterlochturm ist eines der meist fotografierten Motive in der schönen Kleinstadt am Main. Die Bauten erinnern an die Blütezeit im 16. und 17. Jahrhundert als der Handel – selbstverständlich auch mit Wein – Miltenberg reich machte. Wer denkt, dass sich der Name Schnatterloch darauf bezieht, dass am Marktplatz viel getratscht wurde, irrt. Auch entlang der immer belebten, historischen Hauptstrasse reiht sich ein Fachwerkhaus ans andere. Besonders beeindruckend ist das Gasthaus zum Riesen, das als eines der ältesten Deutschlands gilt. Der untere Teil des Hauses in romanischem Stil erbaut, ist älter als der obere Teil des Gebäudes. So wird vermutet, dass der Riese schon vor der Stadtgründung im Jahr 1237 eine Herberge am wichtigen Handelsweg Nürnberg-Frankfurt gewesen war. Wer Bier mag, sollte es nicht beim Bestaunen belassen, sondern in den Riesen einkehren. Pächter ist die lokale Brauerei Fürst und entsprechend gross ist die Auswahl an Bierspezialitäten. Da gibt es zum Beispiel ein malzbetontes Riesen Spezial, ein Schwarzviertler mit Karamell- und Bitterschokoladennoten oder ein Hochzeitsbier mit Aromen von Lychee und Grapefruit. Köstlich sind die Biere alle. Gut, dass man auch ein Probierset mit drei ganz kleinen Gläsern bestellen kann.
In der nahen Marktgemeinde Bürgstadt steht mit der Martinskapelle aus dem 10. Jahrhundert eine der ältesten Kirchen Frankens. Aussen eher schlicht gehalten, besticht sie durch ihre reiche Ausgestaltung von Decken und Wänden. Der Nürnberger Renaissance-Maler Andreas Herneisen bemalte 1589 den Chorraum, die Decken und die Empore. Die Darstellung des Himmels oder die Szenen aus dem Leben des heiligen Martin berühren noch immer. Als Herneisen um die Jahreswende verschwand, übernahm ein anderer Künstler, von dem nur die Initialen IBM bekannt sind. Am besten lässt man sich von Otto Reichert vom Bürgstadter Orts- und Geschichtsverein führen und die Kunstwerke erklären, die auch immer Zeitzeugnis waren. So hat etwa in einer wunderbaren Schnitzarbeit der Bettler, mit dem Martin seinen Mantel teilt, keine Füsse. Otto Reichert erklärt, dass es um 1500 als das Werk entstand, Hungersnöte gab. In ihrer Verzweiflung assen die Leute alles, was ihnen in die Finger kam, auch ungereinigtes Getreide, das von Mutterkorn befallen war. Daraus resultierende Vergiftungen führten zum Absterben der Gliedmassen.
Ein gelungener Abschluss einer Reise nach Churfranken stellt eine Bootsfahrt auf dem Main dar. Los geht es an der Anlegestelle Pfarrkirche in Miltenberg. Während einem der Wind um die Ohren weht, fährt das Ausflugsschiff an den extrem steilen Rebhängen vorbei, die dem berühmten Juliusspital in Würzburg gehören. Zu der Stiftung gehört neben einem Krankenhaus und einen Altersheim auch das renommierte Weingut. Bald folgen links die roten, für die Region typischen Buntsandsteinfelsen. Daraus gehauene Steine, die in den Rebbergen zu Trockenmauern geschichtet werden, speichern die Sonne und geben nachts Wärme ab. Das schätzt die edle Blauburgunder Traube. An dieser Stelle trennt der Main Odenwald und Spessart. Kurz vor Klingenberg, wo das Schiff wendet, gehört das linke Ufer zu Bayern und das rechte zu Baden-Württemberg. Natürlich wird auch auf dem Schiff Wein serviert, der gehört einfach zum Main. Darauf kann man nochmals anstossen mit einem letzten Blick auf das hinreissende Miltenberg, über dem rechter Hand die gleichnamige Burg thront.
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Reise-Check:
Anreise: z. B. mit dem Zug über Basel, Frankfurt, Aschaffenburg, Miltenberg
Wohnen: Main-Vinotel Weingut Helmstetter, Bürgstadt: schickes kleines Hotel, der Wirt bietet auch Weinwanderungen an, main-vinotel.de
Essen: Häckerwirtschaft des Main-Vinotels
Landgasthof Adler, Bürgstadt, edles Hotel mit schöner Atmosphäre, grossartiges Essen wie Zweierlei von der Bürgstadter Kalbshaxe, sehr sympathische Wirtsleute, adlerlandhotel.de
Zur Krone, Grossheubach, traumhafter Gastgarten, wunderbares Essen (Michelin Prädikat «Bib Gourmand»), liebenswürdige Wirtin vom Bodensee, ein Muss in Churfranken, gasthauskrone.de
Gasthaus Zum Riesen, Miltenberg, gutes währschaftes Essen, köstliche Biere von Faust, riesen-miltenberg.de
Aktivitäten: Brot- und Weinverkostung mit Brotsommelier Volker Mayer, info@mayersbaeck.de
Abstecher in die neue Vinothek des Weingut Knapp, Miltenberg
Führung in der Martinskapelle, Bürgstadt, Otto Reichert, Tel. 0049171 2049193
Ausflugsfahrt auf dem Main, reederei-henneberger.info
Aktive können sich auf dem Fränkische Rotwein Wanderweg, auf zahlreichen Mountainbike-Touren sowie Radrundtouren verausgaben
churfranken.de
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