Text: Dino Nodari
Fotos: zvg
Neun entspannte Tage Erholung in der Nähe von Neapel hätten es sein sollen. So zumindest stellte sich Angelo (Name der Redaktion bekannt) das vor. Zusammen mit seinen Kindern Chiara (17) und dem 27-jährigen Sohn reiste er in seine Heimat. «Die Kinder freuten sich auf ein Konzert des neapolitanischen Rappers Geolier und ich mich auf ein Stück Heimat», erzählt der Vater. Ein Cousin hatte ihnen seine Wohnung, eine halbe Stunde ausserhalb von Neapel, überlassen. Die Mutter konnte wegen der Arbeit nicht mit.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen von Geolier. Chiara und ihr Bruder gingen trotz 34 Grad Celsius im Schatten früh zum Konzert, um sich gute Plätze zu sichern. Heiser, aber glücklich und müde kamen sie zurück. Am Tag danach vor allem eines: Erschöpfung. Nichts Ungewöhnliches, dachte sich der Vater. Sie besuchten ein Dorffest, assen, lachten und waren spät zurück. Kurz nach Mitternacht spielten sie noch Karten – ein kleines Familienritual auf Reisen. «Papa, mir ist kalt», sagte Chiara plötzlich. Sie gingen schlafen.
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Alles zum TCS ETI SchutzbriefAm nächsten Morgen waren Chiaras Lippen bläulich, und sie zitterte am ganzen Körper. Das Thermometer zeigte 41 Grad Celsius. Als seine Tochter nach vier Tagen nicht mehr aufstehen konnte, packte der Vater sie ins Auto und fuhr ins nächste Krankenhaus. Hier wurde eine schwere Infektion festgestellt. Die behandelnde Ärztin verschrieb Antibiotika. Doch Chiaras Zustand verschlechterte sich weiter. Sie war dehydriert und das Fieber kam weiterhin in Wellen. Sie wurde auf die Intensivstation verlegt. «Plötzlich stand ich in einer Klinik, zwischen surrenden Monitoren, Schläuchen, Pieptönen – und meiner Tochter, die vor Angst kaum Italienisch sprach. Ich musste aufpassen, was sie bekam, denn sie verträgt nicht jedes Antibiotikum. Ich musste mich durchsetzen, fragte nach, sprach vor», erzählt der Vater im Rückblick. «Als sich Chiaras Zustand abermals verschlechterte, sie Sauerstoffmangel aufwies, der Blutdruck fiel und sie Wasser auf der Lunge hatte, wollte ich sie nur noch nach Hause bringen», sagt der Vater. Er rief bei der ETI-Zentrale des TCS an. Dort habe man zugehört und kluge Fragen gestellt. Vor allem aber wurde sofort Kontakt aufgenommen mit dem Krankenhaus vor Ort. «Sie liessen Chiaras Akte aus der Schweiz kommen, organisierten eine italienische Übersetzung und sandten sie direkt an die Klinik. Ich war dankbar – und gleichzeitig ernüchtert, als ich merkte, dass nicht alle Ärztinnen und Ärzte vor Ort überhaupt über die Akte informiert waren», erklärt Angelo. Einige Entscheidungen vor Ort wirkten widersprüchlich. Die ETI-Zentrale entschied: Repatriierung. Die Rega sollte prüfen, ob Chiara transportfähig sei und sie zurück nach Genf zu holen.
den Ärztin die Transportfähigkeit besprechen wollte, hiess es: keine Auskunftsbefugnis. Es war Freitagabend und die Klinikchefin schon im Wochenende. «Am Montag», sagte man, «klären wir alles.» Der Albtraum ging also in die Verlängerung. «Ich hing am Telefon, mit der ETI-Zentrale, mit einer TCS-Ärztin, die Chiara medizinisch erklärte, was geschah – eine Stimme, die Ordnung in das Chaos brachte. «Ich erinnere mich an ein Gespräch um 22 Uhr; sie waren da, als es dunkel war», sagt Angelo.
In der Zwischenzeit mussten Vater und Sohn die Wohne des Cousins verlassen, da diese weitervermietet war. Sie zogen ins Hotel, das später vom TCS übernommen wurde. Die langen Tage haben an den Kräften gezehrt. Als es Chiara am Montag besser ging, galt sie als transportfähig. Der Flug wurde für Dienstagmorgen angesetzt, fast zwei Wochen nach der Ankunft in Italien. «Ich begleitete sie bis an die Flugzeugtür und fuhr im Auto mit meinem Sohn zurück nach Genf. Chiara, blass und erschöpft, hob den Daumen. «Ich schaff’ das, Papa.»
Eine TCS-Ambulanz brachte Chiara in Genf ins Krankenhaus. Zehn weitere Tage blieb sie stationär. Die Diagnose: septischer Schock, mehrere Abszesse in der Niere. Eine Infektion, die unbehandelt einen schlimmen Verlauf hätte nehmen können. Wie das Ganze in Italien geendet hätte? Angelo zuckt mit den Schultern. «Ich weiss nur, dass das Risiko für falsche Entscheidungen gross war. Nicht, weil die italienischen Ärzte nicht gut wären, sondern weil in diesem Durcheinander aus Sprache, Dokumenten, Zuständigkeiten und Wochenendlücken viel hätte schiefgehen können. Ich bin unendlich dankbar für die Repatriierung meiner Tochter durch die ETI-Zentrale und allen daran beteiligten Menschen», blickt Angelo zurück. Es seien vor allem Kleinigkeiten, die ihm in den Sinn kommen, wenn er an die Nächte im Krankhaus denke: Die kalte Klimaanlage, die harten Plastikstühle, Pflegerinnen, die Chiaras Stirn abtupften, das Summen der Monitore, das Piepen und natürlich die Telefongespräche mit der Schweiz.
Die Italienreise habe ihnen die Grenzen der Sorglosigkeit gezeigt. «Es hat mir aufgezeigt, schneller Hilfe zu holen und nie zu unterschätzen, wie verwundbar man in einem fremden System ist. Vor allem haben diese Erlebnisse gezeigt, wie unglaublich wichtig es ist, wenn jemand ans Telefon geht – nachts um zehn, am Freitagabend, jemand, der zuhört und handelt.»
Chiara ist heute auf dem Weg der Besserung. Die Familie spricht noch viel über das Konzert, über die 38 Grad Celsius oder über Kartenspiele nach Mitternacht. «Doch zwischen all dem liegt etwas Neues: eine belastbare Schicht Dankbarkeit für die Pflegenden in Italien, für die Ärztinnen und Ärzte in Genf, für die Menschen bei ETI, TCS und Rega, die alle den Faden hielten, als uns alles zu entgleiten schien», blickt Angelo zurück.
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