





Text: Juliane Lutz
Fotos: Emanuel Freudiger
Gesundheitsbewusster Konsum und Alkoholverzicht möglichst ohne Geschmackseinbussen sind seit Jahren Trend. Entsprechend haben Brauereien viel in die Entwicklung alkoholfreier Biere investiert, die immer mehr Regalmeter in den Läden erobern. Kann Bier «ohne» bereits mit regulärem Bier mithalten? Wir wollten es wissen und baten den Berner Diplom-Biersommelier Michael Gfeller in die Redaktion, um eine Blindverkostung durchzuführen. Er brachte neun alkoholfreie Biere mit, von sehr hell bis ganz dunkel. Als Versuchskaninchen fungierten Susanne Troxler, Jérôme Burgener und Andreas Waber vom «Touring».
Das erste Testgetränk, ein helles Bier, fand Susanne Troxler etwas leicht, und sie vermisste den typischen Biergeschmack. Andreas Waber meinte, dass es angenehm leicht süss schmeckt, den Durst gut löscht und zu einem Apéro passen würde.
Die Auflösung: Burgdorfer Mitohni (<0,5% Vol. Alc.). «Eine gewisse Schlankheit ist typisch für Lagerbiere. Tatsächlich merkt man diesem Bierstil noch am ehesten an, wenn der Alkohol fehlt», so Michael Gfeller.
Im zweiten Glas erkannten die drei gleich das Pils. Jérôme Burgener schmeckte Kümmelnoten heraus und beschrieb es als angenehm bitter, während Andreas Waber das Bier als «wenig intensiv» empfand.
Die Auflösung: Jever Fun Pilsener alkoholfrei (<0,5% Vol. Alc.). «Es ist ein klassisches deutsches Pilsner, das sich besonders im Frühjahr und im Sommer als guter Durstlöscher eignet. Mein Tipp: Im Bordeauxglas geniessen», sagt der Berner Experte.
Beim dritten Testgetränk, das bernsteinfarben in den Gläsern schimmerte, war es für die Probanden nicht ganz einfach, den Bierstil zu erkennen. Jérôme Burgener, französischsprachiger Redaktor beim «Touring» und bekannt für seine feine Nase, stellte «Noten von Honig, Tabak und etwas Schokolade» fest. Er empfand das Bier als «komplex» und zu thailändischen Gerichten passend. Der gleichen Meinung war Andreas Waber, dem ebenfalls Tabaknoten positiv aufgefallen waren. Susanne Troxler gefielen die Andeutungen von Caramel und Honig und dass das Bier im Abgang leicht fruchtig schmeckte.
Die Auflösung: Altes Tramdepot Linie Null, alkoholfreies Märzen (<0,5% Vol. Alc.). «Die Farbe von Bernstein ist typisch für diesen Bierstil, ebenso der malzaromatische, leicht bittere Abgang», so Gfeller.
Das nächste Bier floss in hellem Gelb in die Degustationsgläser. Susanne Troxler fand Gefallen an der fruchtigen Ausgewogenheit mit leichter Süsse. «Süffig und fein, ein Bier, das zu allem passt», war die Meinung von Andreas Waber. Und «le nez» Jérôme Burgener schmeckte Passionsfrucht und beim Abgang Pfirsich heraus.
Die Auflösung: 1664 Blanc 0.0. «Es handelt sich um ein erfrischendes obergäriges Bier mit weniger Weizenanteil als deutsches Weizenbier. Und es enthält Koriandersamen. Während man in der Nase Noten von Pfirsich und Kaugummi wahrnimmt, schmeckt es im Abgang leicht nach Pfirsicheistee», ordnet der Kenner ein.
Beim fünften Bier stellten die Testpersonen die unterschiedlichsten Geschmacksnoten fest. «Es riecht leicht nach Geiss und Leder und schmeckt nach Zement, Weissbrot und Erde», so Jérôme Burgener. Susanne Troxler hatte beim Degustieren einen Hauch von Beeren und Gras in der Nase, dann beim Trinken Nuancen von Apfel. Sie fand es «ausgewogen und vollmundig». Andreas Waber gefiel der Geruch weniger, aber das Bier schmeckte auch ihm.
Die Auflösung: Störtebeker Bernstein-Weizen alkoholfrei (<0,5% Vol. Alc.). «Mir schmeckt dieses Bier mit mindestens fünfzigprozentigem Weizenanteil sogar besser als das beliebte Erdinger Weissbier ohne Alkohol. Es hat fruchtige Noten und eine gewisse Süsse, während der Abgang eher süsssauer ist», lautet die Meinung von Michael Gfeller.
Welcher Bierstil ist das? Diese Frage stellte sich erneut beim nächsten Glas. Susanne Troxler und Andreas Waber mochten die Fruchtigkeit, die feine Säure und die zarten Bitternoten. Beide können sich das mittelgelbe, leicht trübe Bier als Begleiter zum Essen vorstellen. Jérôme Burgener gefiel der Geschmack von Aprikosen. «Es ist sehr leicht und schön zu trinken», meinte er.
Die Auflösung: La Chouffe alkoholfrei (0,4% Vol. Alc.). «Es ist ein frisches, obergäriges, belgisches Blonde mit der richtigen Ausgewogenheit an Fruchtigkeit und Säure, mit Noten von Aprikose und Kräutern», beschreibt es der Biersommelier.
Für Jérôme Burgener sah das siebte Bier wie Weisswein aus. «Es ist superbitter und aggressiv. Für mich ist es das erste Bier bei dieser Degustation, das so schmeckt, als würde es Alkohol enthalten», lautete seine Bilanz. «Vollmundig, kräftig und schön prickelnd», fand Susanne Troxler, während es für Andreas Waber «fruchtig roch», aber dann «überraschend leicht erdig, aber angenehm» schmeckte.
Die Auflösung: Big Drop Pine Trail Pale Ale alkoholfrei (<0,5% Vol. Alc.). «Dafür hat die britische Big Drop Brewing Co., die nur alkoholfreies Bier herstellt, eine Goldmedaille gewonnen. Für mich ist dieses Bier in der Dose das erfrischendste unter den Pale Ales ohne Alkohol», sagt Fachmann Gfeller.
Das vorletzte Bier war im Glas in etwa so dunkel wie Coca-Cola. «Es schmeckt rauchig, etwas erdig. Ein Bier, das man abends am Cheminée geniessen kann», beschrieb es Andreas Waber. Susanne Troxler gefielen die Caramelnoten. «Es gibt einem das Gefühl von Wärme und rinnt angenehm die Kehle herunter. Ich kann es mir gut zum Dessert vorstellen», fand sie. Jérôme Burgener sprach der Geschmack «zwischen rauchig und süss» sehr an.
Die Auflösung: Samuel Smith Sam’s Brown Ale alkoholfrei (<0,5% Vol. Alc.). «Die malzige Süsse ist typisch für ein Brown Ale. Die Brauerei in Yorkshire bringt diese Bierart perfekt auf den Punkt», erläutert der Experte.
Das neunte Bier erwies sich als tiefschwarz, und sein Schaum erinnerte an Schlagrahm. Alle Tester stellten Aromen von dunkler Schokolade fest und vereinzelt Nuancen von «Nuss, Honig und gemahlenem Kaffee». Den Abgang beschrieben sie als etwas bitter.
Die Auflösung: Guinness Draught 0.0. «Kohlensäure macht es angenehm sanft. Man schmeckt Noten von dunkler Schokolade und am Schluss eine leicht bittere Kaffeenote», sagt Michael Gfeller.
Burgdorfer Mitohni
<0,5% Vol. Alc.), Schweiz
Bierstil: Helles/Lager
Geschmack: malzig, brotig, Noten von Zitrusfrüchten; vollmundig
Passt zu: Pizza Margherita, Cervelat vom Grill, Flammkuchen, Brotzeit mit Emmentaler, Erdbeertörtchen
Jever Fun Pilsener alkoholfrei
(<0,5% Vol. Alc.), Deutschland
Bierstil: klassisches deutsches Pilsener
Geschmack: Noten von Gras, Zitrusfrüchten und etwas Waldhonig
Passt zu: grünen Salaten, Geisskäse
Altes Tramdepot Linie Null,
Alkoholfreies Märzen (<0,5% Vol. Alc.), Schweiz
Bierstil: Märzen
Geschmack: dunkle Brotkrusten, Zwieback, süsses Caramel, leicht rauchig
Passt zu: Schweinebraten mit knuspriger Kruste
Kronenbourg 1664 Blanc 0.0
(0,0% Vol. Alc.), Frankreich
Bierstil: belgisches Witbier (Weizenbier)
Geschmack: reife Pfirsiche, Kaugummi, Pfirsicheistee; leicht moussierend
Passt zu: Obstkuchen und Obstsalat
Störtebeker Bernstein-Weizen alkoholfrei
(<0,5% Vol. Alc.), Deutschland
Bierstil: Hefeweizen
Geschmack: Noten von Frucht und Getreide; moussierend
Passt zu: Salaten mit Vinaigrette, weissem Spargel mit weisser Sauce, Meeresfrüchten
La Chouffe alkoholfrei
(0,4% Vol. Alc.), Belgien
Bierstil: Belgian Blond
Geschmack: Noten von Aprikosen und leichte Kräuteraromen; erfrischend
Passt zu: salzigem Käsekuchen, bretonischen Galettes mit Käse, Salsiz und Hirschwurst
Big Drop Pine Trail Pale Ale
(<0,5% Vol. Alc.), Grossbritannien
Bierstil: Pale Ale
Geschmack: Noten von rosa Grapefruit, am Ende leicht bitter; erfrischend
Passt zu: grünem Pesto und Spaghetti aglio e olio
Samuel Smith Sam’s Brown Ale
(<0,5% Vol. Alc.), Grossbritannien
Bierstil: Brown Ale
Geschmack: nussig, dunkle Malznoten; vollmundig
Passt zu: Schmorgerichten, Lammeintopf, Pilzpfannen, Vermicelles, Rahmglace mit Nüssen
Guinness Draught 0.0
(0,0% Vol. Alc.), Irland
Bierstil: Irish Stout
Geschmack: sanfte Bittere, Noten von dunkler Schokolade
Passt zu: Austern und Lammfleisch
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