Marco Köppel zeichnet ein Windfenster in den Schnee und erklärt, wie das Spiel mit dem Wind funktioniert. «Du fährst immer quer zu ihm und musst zwischen dir und dem Kite die Spannung aufrechterhalten», erklärt der 43-jährige Kitelehrer von Bigdayz. Noch herrscht Flaute am Berninapass. Ausreichend Zeit, um die ersten Schritte des Snowkitings zu erlernen – die Ausrüstung stellt Marco zur Verfügung. Sobald das Sitztrapez angelegt und der Kite ausgelegt sind, wird die Steuerbar und die Sicherheitsleine am Gurt befestigt. Mit einem kleinen Zupfer an der Mittelleine zieht man das Zugsegel in die Luft und kontrolliert dann mit der Steuerbar die Flugrichtung. Das bei wenig Wind zu üben, ist nicht ganz einfach. Mit Geduld und wertvollen Tipps von Marco gelingt es, den Drachen nach links und rechts zu lenken, ohne dass er immer wieder in sich zusammenfällt und zu Boden stürzt. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt, und die ersten Fahrversuche mit den Skis stehen an. Der Kite steht schön im Wind, nun etwas nach links lenken, und schon gleiten die Bretter über den Schnee. Doch nach ein paar Metern ist bereits Schluss. Zu starke Lenkkorrekturen haben den Wind aus dem Segel genommen. Mantraartig ermuntert uns Marco immer wieder, aufzustehen, das Kite zu richten, aufzuziehen und loszufahren. Marco hat zuerst mit Kitesurfen begonnen, bevor er mit Snowkiting angefangen hat. Faszinierend sei, was in den Bergen mit dem Kite möglich sei. So könne man bei guten Windverhältnissen den Berg hochsegeln, über Wächten springen und jede Ecke des Geländes abfahren. Sozusagen Freeriding ohne Bergbahnen. Ein bis zwei Tage dauert es, bis Anfänger die Sache im Griff hätten. Das Engadin sei mit dem Silvaplanersee und dem Berninapass ein Hotspot fürs Snowkiten.
Nicht weit vom Skitegelände am Berninapass entfernt, beginnt eingangs Dorf die Schlucht von Pontresina. Noch einmal kontrolliert Bergführer Hans Gantenbein die Anseilgurte, Sicherungsschlingen, Seilbahnrollen und Steigeisen der Teilnehmer. Dann steigt die Gruppe in die kalte Schlucht hinunter. Das Wasser gurgelt durch den vereisten Schluchtgrund, und von den Felswänden hängen bizarre Eiszapfen in allen Formen. Die Besucher tauchen in eine faszinierende Welt ein. Nach einer kurzen Gehstrecke wartet bereits die erste Zipline – eine Seilbahn am Stahlseil. Einer nach dem anderen hängt seine Rolle ein und gleitet über die Schlucht ans andere Ufer. Die rund 500 Meter lange Tour ist gut mit Fixseilen gesichert, in die man sich mit den Sicherungsschlingen einhängen kann. So wird einem Absturz oder gar einem eiskalten Bad im Bach vorgebeugt. Es geht auf und ab, mal hoch über dem Wasser, mal am Flussufer entlang und immer wieder mit Querungen. Am Ende der Schlucht wartet die längste und auch steilste Zipline. Hier installiert Bergführer Gantenbein ein Bremsseil, und schon geht es zügig dem Ausgang entgegen. Danach folgt der steile Aufstieg zurück ins Dorf, wo man an den Eiskletterern vorbeigeht, die in den steilen Eiswänden hängen. Anfänger können hier in Kursen die Technik dieses Kletterstils erlernen.
Eine ganz andere Stimmung herrscht auf dem zugefrorenen Silsersee bei Plaun da Lej. Die Sonne steht schon tief, und die Schneekristalle glitzern im Licht. Nur die Schritte von Antonio Walther durchbrechen die Stille. Er steuert, seinen kleinen Pulkaschlitten hinter sich herziehend, eine bestimmte Stelle auf dem See an. Auf dem Schlitten hat er von der Schneeschaufel, dem Eisbohrer über den Campingstuhl bis zur Angelrute mit Köder alles Nötige verstaut. Walther, der ein passionierter und versierter Fischer und Jäger ist, führt das Restaurant Murtaröl und betreibt im selben Gebäude einen Fischhandel mit Räucherei. Er kennt den See von Kindsbeinen an und hat an seinen Ufern unzählige glückliche Stunden verbracht. Als er den Schnee wegschaufelt und den Eisbohrer ansetzt, ist der Alltag plötzlich weit weggerückt. In kurzer Zeit ist das Loch gebohrt, der Stuhl daneben platziert und der Köder an der Angelschnur montiert. Langsam bewegt er den Köder und hofft, dass sein Lieblingsfisch, der Saibling, anbeisst. Langsam geht die Sonne hinter den Bergen unter. Dem Fischer ist es heute nicht gelungen, ein Schuppentier hochzuziehen. Geduld und Beharrlichkeit seien beim Eisfischen nötig, sonst stelle sich der Erfolg nicht ein. Als Einheimischer weiss er auch, welche Köder wann am meisten Erfolg versprechen – eine absolute Garantie gäbe es aber nicht. Es wird kalt, Walther packt zusammen, belädt seinen Pulka und stapft zurück in die warme Stube. Wer weiss, in welcher Beisslaune die Fische am nächsten Tag sein werden? Das spielt aber keine so grosse Rolle, denn die Ruhe, das Panorama und die wechselnden Farbtöne auf dem Schnee sind einmalig.
Reportage: Felix Maurhofer
Anreise – Auto: Chur–Julierpass–Silvaplana–Sils Baselgia.
ÖV: Chur–St. Moritz, Engadin-Bus-Linie 2 oder 4 Richtung Maloja bis Sils Baselgia
Übernachten: Das Parkhotel Margna Sils ist ein Viersterne-Superior-Hotel mit einer 200-jährigen Geschichte. Es entstand aus dem Patrizierhaus des Engadiner Zuckerbäckers Johann Josty. Nebst den 59 Zimmern hat es drei Restaurants und einen Wellnessbereich. Während der letzten Monate wurde das Hotel für 26 Millionen Franken umfassend erneuert.
margna.ch
Outdooranbieter
Winter canyoning:
bergsteiger-pontresina.ch
Snowkite: bigdayz.com
Eisfischen: silsersee.ch, plaundalej.ch
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