Das Corona-Jahr 2020 war für viele Branchen weltweit eine äusserst grosse Belastung. Auch die hiesige Autobranche sah sich vor immense Herausforderungen gestellt. Nur 236 828 neue Autos sind in den letzten zwölf Monaten auf die Strassen der Schweiz und Liechtensteins gekommen. Der Rückgang im Vergleich zu 2019 beträgt 24 Prozent oder 74 638 Einlösungen – trotz eines Endspurts im Dezember, auf den allein 29 451 Neuzulassungen entfallen, schreibt die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure (Auto-Schweiz) in einer Mitteilung. «2020
ist für die Schweizer Automobilbranche in Bezug auf die Marktentwicklung ein verlorenes Jahr», kommentiert Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik das ernüchternde Ergebnis. Und weiter: «Wir hatten gehofft, wenigstens einen Kalendermonat mit einem kleinen Plus abschliessen zu können.» Für dieses Jahr rechnet die Vereinigung mit etwas mehr Verkäufen als im 2020. Allerdings fallen die Aussichten für dieses Jahr laut Christoph Wolnik gemischt aus: «Beim Gesamtmarkt gehen wir von einem Niveau von 270 000 Immatrikulationen aus. Diese Schätzung basiert allerdings auf der Annahme, dass die negativen Folgen der Covid-19-Pandemie möglichst bald eingedämmt werden.»
Mit diesen schlechten Zahlen steht die Schweiz nicht alleine da. In Europa und Amerika zeichnen sich ähnliche oder sogar noch schlechtere Zahlen ab. Doch nicht überall läuft es dermassen schlecht. In China, dem grössten Automarkt der Welt, erreichen die Verkaufszahlen trotz Pandemie schon fast wieder das Vorjahresniveau.
Zu den Lichtblicken in der Schweiz gehörte der stark wachsende Anteil alternativer Antriebe. Mit 28,2 Prozent Marktanteil wurde ein Rekord erzielt. Das «10/20»-Ziel von Auto-Schweiz, das einen zehnprozentigen Anteil an Elektroautos und Plug-in-Hybriden vorsah, wurde dabei sogar noch um 4,3 Prozentpunkte übertroffen. Allerdings könne man die weitere Entwicklung der alternativen Antriebe nicht einfach auf die Folgejahre übertragen, schreibt Auto-Schweiz. Dass das Marktpotenzial der alternativen Antriebe aber noch nicht ausgereizt ist, zeigt auch eine Studie, die Auto-Schweiz in Auftrag gegeben hat. Demnach können sich 62 Prozent der Schweizer Bevölkerung den Kauf eines Autos mit neuem Antrieb vorstellen. «Wir werden diesen Wert sicher nicht direkt nächstes Jahr erreichen, aber der Trend geht in diese Richtung», fasst Christoph Wolnik zusammen, «zumal 85 Prozent der Studienbefragten der Meinung sind, dass neue Antriebstechnologien zur Lösung der Klimaproblematik beitragen können.»
Zahlen, die auch durch den im Oktober publizierten E-Barometer des TCS gestützt werden. Dafür wurden schweizweit 1001 Einwohnerinnen und Einwohner befragt. Im Vergleich zu 2019 akzentuiert sich demnach der Graben zwischen traditioneller Fortbewegung und der Elektromobilität weiter. Mehr Einwohner möchten in Zukunft auf strombetriebene Fahrzeuge setzen. Konkret gibt jede zehnte Person an, sich in den nächsten drei Jahren vermutlich ein Elektroauto anzuschaffen. Weitere 44 Prozent möchten dies in vier Jahren oder später ebenfalls tun. Eine Mehrheit der Befragten geht also davon aus, in Zukunft mit einem Elektroauto unterwegs zu sein. Die Autoren der Befragung sehen die Elektromobilität somit kurz vor dem Durchbruch. Die wichtigsten Gründe für den Kauf eines E-Fahrzeugs sind nach wie vor Überlegungen rund um Klima, Nachhaltigkeit und CO2-Ausstoss.
Es sind wohl auch Zahlen wie diese, welche die Branche trotz einem miserablen 2020 zuversichtlich stimmen, wie eine Umfrage des Auto Gewerbe Verbands Schweiz (AGVS) bei Entscheidungsträgern der Schweizer Autobranche zeigt. Mehr als 60 Prozent der Befragten erwarten, dass das kommende Jahr für ihr Unternehmen «eher besser» (55,6 Prozent) oder gar «viel besser» (5,6 Prozent) wird. Bei der Frage nach den Aussichten für die ganze Branche rechnen sogar knapp 67 Prozent der Entscheidungsträger in der Autobranche mit einer leichten bis ausgeprägten Erholung. Die Pessimisten sind deutlich in der Unterzahl.
Text: Dino Nodari
Foto: Fotolia
Wahrscheinlichkeit Anschaffung Elektroauto
«Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie sich in Zukunft ein Elektroauto anschaffen werden (kaufen/leasen)?»
(In % Einwohner/-innen ab 18 Jahren.)*
NEUE AUTOPOPULARITÄT
Die Corona-Pandemie hat zu einem veränderten Mobilitätsverhalten geführt. Die Nutzung des Autos nahm nach dem Shutdown im März 2020 gegenüber der Nutzung des öffentlichen Verkehrs überproportional zu. «Händler von Gebrauchtwagen verzeichneten im Sommer Rekordzahlen, und das hatte nicht nur damit zu tun, dass
bei den Neuwagen Lieferschwierigkeiten bestanden», schreibt der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) in einer Mitteilung.Die Veränderungen im Verkehr wurden in den vergangenen Monaten von vielen Stellen untersucht. Eine repräsentative Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte zeigte, dass der Individualverkehr zunehmen und der öffentliche Verkehr sowie private Transportdienstleistungen abnehmen werden. Der motorisierte Individualverkehr werde zunehmen, besonders bei den unter 30-Jährigen. Auch eine Untersuchung des Beratungsunternehmens McKinsey kommt zu einem ähnlichen Schluss: Die Wahl des Transportmittels werde in Zukunft nicht nur auf Basis von Preis und Komfort getroffen, sondern auch anhand der wahrgenommenen Infektionsgefahr.
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