Der Transport von Gepäck ist für viele Motorradfahrer ein wichtiger Aspekt – sei es auf dem täglichen Arbeitsweg oder bei längeren Touren. Der Markt bietet hierfür zahlreiche Lösungen, darunter klassische Topcases, feste Seitenkoffer, weiche Taschen, Rucksäcke und Tankrucksäcke. Ziel dieses Tests ist es, verschiedene Gepäcksysteme hinsichtlich Funktionalität, Handhabung, Sicherheit und Auswirkungen auf das Fahrverhalten zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen Motorradfahrerinnen und -fahrern eine fundierte Entscheidungsgrundlage beim Kauf bieten.
Bewertung | System | Marke | Modell | Preis (März 2025) |
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Hervorragend (94%) | Topcase | GIVI | Topcase Monokey Obkevo 42l | CHF 359.– |
Hervorragend (90%) | Topcase | GIVI | Topcase Monolock B47 | CHF 235.– |
Hervorragend (90%) | Rucksack | H-MOOV | Mechanischer Airbag | CHF 580.50 |
Hervorragend (84%) | Tanktasche | GIVI | Tanklock ST605P | CHF 159.90 |
Sehr empfehlenswert (79%) | Seitenkoffer | SHAD | SH23 | CHF 205.– |
Sehr empfehlenswert (78%) | Hecktasche | SW-MOTECH | Hecktasche 8–14l | CHF 165.– |
Sehr empfehlenswert (74%) | Hecktasche | SW-MOTECH | Hecktasche 22–34l | CHF 273.50 |
Die Bewertung der Produkte basierte auf drei Hauptkriterien, die jeweils mit einer festgelegten Gewichtung in die Gesamtnote eingeflossen sind.
Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse wurden sämtliche Tests von Fachexperten nach einem einheitlichen und praxisorientierten Prüfprotokoll durchgeführt – produktübergreifend und herstellerunabhängig
Die Produktauswahl erfolgte unter Berücksichtigung der Marktrelevanz in der Schweiz, der Verfügbarkeit zum Zeitpunkt der Tests sowie der repräsentativen Abdeckung verschiedener Gepäcksystem-Kategorien.
Bevorzugt wurden Premiumsysteme mit nachgewiesener Kompatibilität zu den verwendeten Motorradmodellen, unter Einhaltung folgender Grössenbeschränkungen:
Die Koffer von GIVI (Monolock B47 und Monokey OBKEVO) und SHAD (SH23) zeichneten sich durch die schnelle und intuitive Montage aus, für die lediglich Standardwerkzeuge erforderlich waren. Die Montage der Heck- und Seitengepäckträger sowie die damit verbundenen zusätzlichen Kosten wurden in dieser Bewertung nicht berücksichtigt, da diese Arbeiten von Fachwerkstätten durchgeführt wurden. Dies war notwendig, da die Heckleuchten an der Zero neu positioniert werden mussten.
Ein im Test besonders positiv aufgefallenes Element sind die Informationsetiketten auf den Produkten von GIVI und SHAD. Beide Hersteller liefern relevante Hinweise zur Nutzung, wie z. B. die zulässige Zuladung und die empfohlene Höchstgeschwindigkeit, ergänzt durch einen QR-Code, der direkt auf die offizielle Website verweist – für Montageanleitungen, technischen Support oder Garantieleistungen.
Dabei fällt auf: SHAD verwendet ein eher generisches Etikettenformat, das für mehrere Modelle gleichzeitig gilt, während GIVI die Informationen modellbezogen anpasst und somit präzisere Angaben zum jeweiligen Produkt macht.
Die Montage des GIVI Tanklock-Systems ST605P erforderte im Vergleich zu anderen Zubehörteilen etwas mehr Zeit, insbesondere beim Anbringen des Befestigungsrings am Tankstutzen (ca. 20 Minuten). Während der Montage erwies sich der Hinweis als besonders hilfreich, die Tanköffnung vorübergehend mit Isolierband abzudecken, um ein unbeabsichtigtes Herunterfallen von Schrauben in den Tank zu vermeiden.
Die weichen Taschen von SW-MOTECH erwiesen sich im Test als äusserst praktisch, insbesondere durch die Möglichkeit einer schnellen Montage und Demontage ohne Werkzeug. Auch die Lösungen von SHAD überzeugten hinsichtlich der Montagefreundlichkeit.
Auch wenn Motorradfahrten im Regen eher selten sind, handelt es sich dennoch um ein reales Nutzungsszenario. Aus diesem Grund ist die Wasserbeständigkeit von Taschen und Koffern ein relevanter Faktor bei der Gesamtbewertung.
Die meisten Hartschalensysteme (GIVI Monolock B47, Monokey OBKEVO, SHAD SH23) erwiesen sich als vollständig wasserdicht. Bei den weichen Taschen (z. B. SW-MOTECH, GIVI Tanklock) sowie dem H-MOOV Rucksack wurde die Dichtigkeit in der Regel durch integrierte Innentaschen oder separate Regenhauben erreicht – mit insgesamt positivem Ergebnis.
Jedoch zeigte sich bei einigen Modellen, dass das Aussenmaterial Wasser aufnimmt. Dies führte zu längeren Trocknungszeiten. Ein Beispiel: Bei der SW-MOTECH Hecktasche 8–14 L betrug die Trocknungszeit des Aussenmaterials mindestens 60 Minuten, während der Inhalt dank der wasserdichten Innentasche vollständig trocken blieb.
Im Bereich der passiven Sicherheit bieten die Topcases von GIVI zuverlässige Schliesssysteme mit Schlüssel, sowohl für den Deckel als auch für die Befestigung an der Trägerplatte. Dadurch wird ein guter Schutz vor Diebstahl gewährleistet.
Das GIVI Tanklock ST605P lässt sich mit einem Schlüssel an der Tankaufnahme sichern, allerdings bleibt der Inhalt über normale Reissverschlüsse zugänglich. Zwar kann theoretisch ein zusätzliches Vorhängeschloss angebracht werden, diese Lösung ist jedoch aus sicherheitstechnischer Sicht nicht empfehlenswert, da Textilmaterialien leicht manipulierbar sind.
Die weichen Taschen von SW-MOTECH verfügen über keine integrierten Diebstahlsicherungen. Auch hier ist der Einsatz von Vorhängeschlössern möglich, bietet jedoch nur begrenzten Schutz gegen unbefugten Zugriff.
Der H-MOOV-Rucksack mit integriertem mechanischem Airbag ist nicht dafür vorgesehen, unbeaufsichtigt auf dem Motorrad zurückgelassen zu werden.
Die SHAD SH23 Seitenkoffer sind mit einem integrierten Schliesssystem ausgestattet, das sowohl den Inhalt als auch die Befestigung am Trägersystem schützt. Damit bieten sie ein Sicherheitsniveau, das mit dem der GIVI-Hartschalensysteme vergleichbar ist.
Insgesamt zeigten die getesteten Systeme – bei korrekter Montage und Beladung im Rahmen der Herstellervorgaben – keine sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen hinsichtlich Fahrstabilität oder Bremsverhalten.
Das GIVI Monolock B47 zeigte eine leichte Anfälligkeit gegenüber Seitenwind, insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten. Das GIVI Monokey OBKEVO überzeugte hingegen durch seine robuste Konstruktion und die stabile Befestigung, die ein hohes Mass an Fahrstabilität bieten.
Die Seitentaschen (SAHD), die Satteltaschen (SW_MOTECH) und die Tankrucksacktasche (GIVI) hatten bei korrekter Befestigung nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf das Fahrverhalten. Auch bei Bremsmanövern mit Beladung wurden keine nennenswerten Beeinträchtigungen der Fahrzeugkontrolle festgestellt.
Bei den Messungen wurde kein signifikanter Anstieg des Verbrauchs festgestellt. Die Ergebnisse lagen alle im Messtoleranzbereich zwischen -3 und 3 %.
Der Test hat gezeigt, dass die Wahl eines Motorradgepäcksystems stark von den individuellen Bedürfnissen und dem Verwendungszweck abhängt.
Produkte von Marken wie GIVI und SHAD, insbesondere das Topcase Monokey OBKEVO 42 L und das Monolock B47, zeigten hervorragende Leistungen hinsichtlich Gewichtskapazität, Robustheit und Sicherheit. Diese Topcases eignen sich besonders gut für Reisen und Touren mittlerer bis langer Distanz. Dabei ist zu beachten, dass für die Installation der Koffer entsprechende Trägersysteme (Heck- und Seitenträger) gekauft werden müssen, die mit dem jeweiligen Motorradmodell kompatibel sind.
Der Rucksack H-MOOV mit mechanischem Airbag ist ein Sonderfall: Er kombiniert die Praktikabilität eines normalen Motorradrucksacks mit einer aktiven Sicherheitsvorrichtung und bietet damit eine Doppelfunktion, die ihn besonders interessant für den täglichen Stadtverkehr macht.
Die weichen Taschen von SW-MOTECH haben sich als vielseitig und praktisch erwiesen und sind ideal für alle, die leichte und platzsparende Lösungen bevorzugen. Das Fehlen spezieller Diebstahlsicherungen und die auf den Inneneinsatz beschränkte Wasserdichtigkeit sind die Aspekte, die je nach Verwendungszweck zu berücksichtigen sind.
Kompatibilität mit dem eigenen Motorrad prüfen
Jedes Gepäcksystem muss mit dem konkreten Motorradmodell kompatibel sein – sowohl hinsichtlich der Befestigungspunkte als auch in Bezug auf die ergonomische Integration. Es sollten stets die vom Hersteller empfohlenen fahrzeugspezifischen Trägersysteme verwendet werden, um Montageprobleme, Instabilität oder Schäden am Fahrzeug zu vermeiden.
Einhaltung gesetzlicher Vorschriften
In der Schweiz unterliegt die Montage von Gepäcksystemen gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich zulässigem Gesamtgewicht, seitlicher und hinterer Abmessungen sowie der Befestigungsmethode. Die Einhaltung dieser Vorschriften ist sowohl aus Sicherheits- als auch aus rechtlichen Gründen unerlässlich.
Eigene Nutzungsprioritäten definieren
Vor dem Kauf eines Gepäcksystems sollten die persönlichen Anforderungen klar definiert werden:
Ladungssicherheit und Diebstahlschutz
Es sollte geprüft werden, wie der Inhalt gesichert ist und ob das System am Motorrad verbleiben kann, ohne unbeaufsichtigt ein Sicherheitsrisiko darzustellen. Integrierte Schliesssysteme bieten hier einen deutlichen Vorteil gegenüber weichen Taschen mit Reissverschluss oder Klett.