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All-Terrain-Reifen (kurz AT-Reifen) sind grobstollige Reifen, die traditionell auf Geländewagen, SUVs und Pick-ups montiert werden. All-Terrain-Reifen sind ein starker Trend, besonders im Campingsegment. Die Testgrösse 225/65 R17 passt beispielsweise perfekt auf den VW Bus, einen Klassiker unter den Campingfahrzeugen. Auch andere Fahrzeuge können diese oder eine ähnliche Grösse fahren. Bei AT-Reifen ist es typisch, von der Seriengrösse abzuweichen, oft um eine Höherlegung zu erzielen.

Bewertet wurden die Produkte im Hauptbereich „Fahrsicherheit“ in nicht weniger als 12 verschiedenen Testkriterien. Bei der „Fahrsicherheit“ lag der Fokus auf Trocken- und Nassperformance, auf Schnee und auf Schotter. Daraus resultieren wieder umfassende und unabhängige Testergebnisse. Als Testfahrzeuge dienten ein VW T5 lang, VW T5 kurz und ein Ford Ranger. 

Testresultate

Das Fazit des Tests ist klar: Im Vergleich zum normalen Auto-Referenzreifen schneiden die AT-Reifen nicht gut ab. Insbesondere auf trockenem und nassem Asphalt sind die Ergebnisse ernüchternd. Nur auf schneebedeckter Fahrbahn können zwei Reifen zumindest in die Nähe der Performance des Referenzreifens kommen. Als empfehlenswert geht deshalb keiner der Testreifen durch. Dennoch ist eine Differenzierung zwischen den Testreifen möglich und vor allem auch wichtig, denn: 

  • Der Testverlierer von BF Goodrich ist vor allem auf nassem Asphalt so schlecht, dass er auch in der Gesamtbeurteilung auf «nicht empfehlenswert» abgewertet wurde. 
  • Der Testsieger aus dem Hause Yokohama wird mit «empfehlenswert» ausgezeichnet, kann also im Vergleich als die beste Wahl bezeichnet werden. 
  • Der Vergleich mit dem Referenzreifen ist entscheidend: Dieser schneidet fast 20 % besser ab als der Testsieger und erreicht die Schlussbeurteilung «sehr empfehlenswert».
  • Schlussendlich zeigt der Test, dass der Referenzreifen, ein ganz normaler Premium Ganzjahresreifen insgesamt eine deutlich höhere Fahrsicherheit bietet.

Nasse Fahrbahn

Wie verheerend gross die Unterschiede auf nasser Fahrbahn sind, wird gut erkennbar durch eine exemplarische Gegenüberstellung der Bremswege. Wie wenig Grip der BF Goodrich hat, wird deutlich, wenn man die Messwerte vergleicht.

Zwischen dem Referenzreifen und dem Falken (bester Bremsweg im Test) liegen 6 m – und erst weitere 9 m später bzw. knapp über 15 m nach dem Reifen von Falken, kommt der BF Goodrich zum Stehen. 

An der Stelle, an der das Fahrzeug mit dem Referenzreifen aus 80 km/h zum Stehen kommt, hat das Fahrzeug mit dem BF Goodrich noch eine Restgeschwindigkeit von rund 45 km/h auf dem Tacho. Trifft ein Auto mit dieser Restgeschwindigkeit auf einen erwachsenen Fussgänger oder gar ein Kind, kann dies für diese tödliche Folgen haben.

Schnee

Reifen mit dem Schneeflockensymbol (Three-Peak-Mountain-Snowflake) müssen sich im TCS-Test auch auf Schnee beweisen.

Und hier trennt sich das Testfeld deutlich. Zum Vergleich: Während die Reifen im Trockenen um 18 % und im Nassen um 48 % auseinander liegen, liegen geradezu Welten zwischen dem besten und schlechtesten Reifen im Schnee. Während der Bridgestone nur auf eine befriedigende Schneenote kommt, erweist sich der Yokohama als Winterexperte und liegt mit 62 % fast auf dem Niveau des Pw-Ganzjahresreifens.

Wie schwierig der Spagat ist, den die AT-Reifen mit Winterfreigabe leisten wollen, zeigt sich exemplarisch am BF Goodrich. Wird er wegen seiner deutlichen Schwächen in der Fahrsicherheit auf Nässe sogar in der Gesamtnote abgewertet, kann er zumindest auf Schnee eine vernünftige Performance hinlegen und ist zweitbester unter den AT-Reifen.

Schotterstrassen

Um die Leistungsfähigkeit der Reifen auf Schotterstrassen zu bewerten, wurden Traktionsmessungen auf einem Schotterparcours durchgeführt. Auch hier gibt es einen Experten: Der Testwagen konnte mit keinem anderen Reifen so schnell beschleunigen wie mit dem Matador. Allerdings belegt der Pw-Referenzreifen den zweiten Platz. Das bedeutet, dass man auf Schotterstrassen mit diesem Reifen keineswegs schlechter unterwegs ist als mit dem Matador. Dies bestätigte sich insbesondere beim zweiten Testkriterium auf Schotter: der Bewertung der Eigenschaften auf einem Handling-Kurs, der komplett aus Schotter besteht. Nicht nur lag das komplette Testfeld nah beieinander, auch konnte der „normale“ Pw-Ganzjahresreifen hier gut mithalten. Er war weder der langsamste, noch der subjektiv schlechteste. Nach den Testfahrten war deutlich erkennbar, dass die All-Terrain-Reifen (AT-Reifen) die Belastung auf dem steinigen Untergrund besser verkrafteten als der Pkw-Reifen, der bereits Teile seines Profils verlor. Bis zu diesem Punkt wurden jedoch schon viele Runden auf Schotter gefahren, und das stets am fahrdynamischen Limit. Wer gelegentlich auf Schotterstrassen fährt und diese Abschnitte langsam zurücklegt, muss keine sofortigen Reifenschäden befürchten. Je gröber die Steine sind, desto mehr zahlt sich die robuste Bauweise der All-Terrain-Reifen aus.

Schlamm

Neben Schotter ist Schlamm eine weitere Herausforderung, der man in Europa abseits befestigter Wege begegnen kann. Ein realistisches Beispiel ist ein Campingplatz, dessen Wiese sich durch Regen in schlammiges Gelände verwandelt. Wer dann vom Platz fahren möchte, kann Traktionsprobleme bekommen. Objektive Messungen auf nasser Wiese oder schlammigem Untergrund sind nicht möglich, wie die Versuche verschiedener Testgelände-Betreiber zeigen. Um im Test dennoch eine Aussage treffen zu können, wurde eine Wiese gezielt bewässert und überprüft, ob die All-Terrain-Reifen (AT-Reifen) eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Pw-Ganzjahresreifen bieten. 

Das Ergebnis war selbst hier ernüchternd für die AT-Reifen: Die Traktion war nicht wesentlich besser. Viel entscheidender war, ob das Testfahrzeug allradgetrieben war oder nur über eine angetriebene Achse verfügte. Bei Fahrzeugen mit Front- oder Heckantrieb zeigte eine Differentialsperre immer noch mehr Wirkung als die Reifenwahl.

Vergleich mit Sommerreifen

Um die Erfahrungswerte zu vervollständigen, wurde auch ein Pk-Sommerreifen in den Traktionsvergleich einbezogen. Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Mit dem Sommerprofil kam man auf der nassen Wiese, dem darunterliegenden Schlamm und auch auf Schotter merklich schlechter voran. Die Freigabe für Schneeoberflächen scheint einen positiven Nebeneffekt für die Traktion auf unbefestigtem Gelände zu haben.

Verbrauch und Lärm

Da kein Fahrzeug mit präziser Messtechnik zur Verfügung stand, auf dem die Testreifen montierbar gewesen wären, wurde der Verbrauch nur anhand der Anzeige des Kombiinstruments in einem Testfahrzeug gemessen. Diese Methode ist nicht sehr genau und erlaubt keine Bewertung, die in die benotete Tabelle aufgenommen werden könnte. Dennoch lässt sich zusammenfassen, dass die All-Terrain-Reifen (AT-Reifen) einen höheren Verbrauch verursachen. Dies lässt sich auch an den Verbrauchs-Labelwerten der Reifen abschätzen, die sich im Bereich C-D-E befinden.

Das Abrollgeräusch im Innenraum wird bei der getesteten, vergleichsweise schmalen Reifendimension nicht deutlich negativ beeinflusst. Erfahrungsgemäss steigt der Geräuschpegel von AT-Reifen bei grösseren Reifendimensionen stärker an. Im Offroad- oder Campingbereich ist das Abrollgeräusch den Verbrauchern jedoch nicht so wichtig wie im normalen Pw-Bereich.

Tipps des TCS-Experten

  • Die Verwendung von AT-Reifen verringert die Fahrsicherheit im Vergleich zu normalen Autoreifen. Daher soll die Entscheidung gut überlegt sein.
  • Wer AT-Reifen verwenden möchte, findet vier Modelle mit Schlussbenotung «empfehlenswert», die ausgewogene Stärken und Schwächen haben. Die vier abgewerteten Testreifen haben alle an der einen oder anderen Stelle deutliche Schwächen.
  • Schwere Campingfahrzeuge, die wegen der hohen Traglast keine normalen Autoreifen verwenden können, sollten C- oder CP-Reifen in Betracht ziehen. Diese gibt es auch als Ganzjahresreifen.
  • Wer manchmal abseits der Strassen fährt, kommt auf Schotterwegen und Wiesen mit Ganzjahresreifen gut zurecht.
  • Wer mehr Traktion benötigt, sollte ein Fahrzeug mit Allradantrieb wählen. Wenn das gewünschte Modell keinen Allradantrieb hat, kann man bei Getriebespezialisten nach einem Sperrdifferential fragen. Ein Sperrdifferential verbessert die Traktion auf rutschigem Untergrund deutlich.

Die Bewertungen dieses AT-Reifentests sind wegen anderer Gewichtungen und weniger Testkriterien nicht mit den Bewertungen des Standard-Reifentests vergleichbar.

 
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