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Test: Camper-Raststätten in Frankreich, Italien, Spanien und der Schweiz

Ein länderübergreifender Vergleich der Autobahn-Raststätten in der Schweiz und in Südwesteuropa zeigt deutliche Unterschiede in Qualität, Infrastruktur und Nutzerorientierung. Frankreich setzt derzeit den Massstab, während Spanien Nachholbedarf aufweist.
 
 

Der im Jahr 2025 durchgeführte länderübergreifende Vergleich der Autobahn-Raststätten in Südwesteuropa zeigt ein heterogenes Bild hinsichtlich Qualität, Infrastruktur und Nutzerorientierung. Besonders deutlich wird, dass Frankreich derzeit als klarer Benchmark gilt, während insbesondere Spanien erheblichen Aufholbedarf hat.

Frankreich nimmt eine führende Rolle ein. Die Raststätten sind gut konzipiert, landschaftlich eingebettet und bieten ein durchdachtes Angebot für verschiedene Nutzergruppen – inklusive grosszügiger Aufenthaltszonen, gepflegter Sanitäranlagen und nahezu flächendeckender Ladeinfrastruktur. Auch im Bereich Tierfreundlichkeit setzt Frankreich Standards. Drei Viertel der getesteten Anlagen erreichten mehr als 50 %, die bestbewertete Raststätte sogar 97.6 %.

Italien überzeugt durch grosszügige Flächen und ein vielfältiges Shop-Angebot, jedoch mangelt es an einheitlichen Standards für Entsorgung und technische Infrastruktur. Die Qualität der Ladeinfrastruktur ist uneinheitlich – von modernen Schnellladestationen bis zu veralteten oder nicht funktionsfähigen Anlagen. Nur gerade ein Drittel der Raststätten bot Ladepunkte an. Positiv fällt die Hundefreundlichkeit auf. Kinderspielplätze fehlten hingegen flächendeckend. Auch die Verfügbarkeit von Campershops und die Möglichkeit Gasflaschen zu kaufen überraschte. Eine Videoüberwachung ist verbreitet, Abfalltrennung hingegen nicht konsequent umgesetzt. Etwa die Hälfte der getesteten Raststätten übertraf die 50 %-Bewertungsmarke, mit deutlichen Unterschieden zwischen den Standorten.

Spanien stellt das Schlusslicht im Vergleich dar. Die meisten Raststätten sind infrastrukturell überlastet, in schlechtem Zustand und weder für E-Mobilität noch für Wohnmobilreisende oder Haustiere adäquat ausgestattet. Die Hygienestandards sind teilweise mangelhaft, die Sicherheit unzureichend. Nur eine einzige Anlage überschritt die 50 %-Bewertungsschwelle – ein alarmierendes Signal hinsichtlich der Qualität des bestehenden Netzes.

Die Schweiz zeigte ein insgesamt stabiles Bild, jedoch mit Verbesserungspotenzial. Besonders positiv fielen La Côte Lac (85 %), Neuenkirch West (84 %) und Kemptthal (83 %) auf – mit guter Ausstattung für Camper, Ladeinfrastruktur, Erholungsflächen und Hundezonen. Negativ stachen Pratteln Nord und Süd (je 16 %) sowie Weinland (14 %) hervor, die kaum Angebote für Elektrofahrzeuge oder Wohnmobile boten.

 
 


Schweizer Raststätten

Der TCS hat im Jahr 2024 Schweizer Raststätten für Camper getestet

Frankreich

Frankreich stellt den Spitzenreiter im Test dar. Viele Raststätten sind thematisch gestaltet, architektonisch anspruchsvoll und landschaftlich eingebettet. Die Angebote für Familien (Spielplätze, Wickelräume, Animationen) und für Erwachsene (Fitnesszonen, Aussichtspunkte) sind sehr umfangreich.

Die Ladeinfrastruktur ist nahezu flächendeckend vorhanden und gut signalisiert. Alle WC-Anlagen sind gratis und barrierefrei. Der Umgang mit Schwerverkehr ist professionell gelöst: Eigene Lkw-Zonen sorgen für Ordnung und Trennung der Verkehrsarten.
Hundefreundlichkeit ist in Frankreich hoch: Der mitgeführte Miniature American Shepherd konnte an vielen Standorten ausgedehnte Wiesen, Trinkwasserquellen und sogar Hundesportfächen mit Trainingsequipement (Agility) nutzen.

Ein Wermutstropfen bleibt die Kriminalitätsgefahr auf grösseren Rastanlagen in der Hochsaison, insbesondere bei Campern.
38 der insgesamt 49 untersuchten Raststätten (77 %) erzielten eine Bewertung über 50 %. Die Bewertungen lagen zwischen 21.5 % und 97.6 %.

Frankreich: Gewinner und Verlierer

Auch in Frankreich konnten klare Unterschiede in der Qualität der Raststätten festgestellt werden. Frankreich überzeugte mit mehreren Raststätten von höchster Qualität. Besonders hervorzuheben ist die Aire de Village Catalan an der A9 (Dyneff, Richtung Spanien/Frankreich), die mit einer Spitzenbewertung von 98 % glänzte. Diese Raststätte bietet eine ausgezeichnete Infrastruktur: Zwei Camper-Entsorgungsstationen, eine schöne Picknickzone, Kinderspielplatz, Fussball- und Volleyballplatz, eine kleine Kirche, ein Camper-Shop, regionale Produkte sowie moderne Ladeplätze.

Die Aire de Montélimar Est an der A7 (Shell, Richtung Lyon) wurde mit 91 % bewertet. Sie überzeugte mit grossflächigen Grünzonen, zahlreichen schattigen Picknickmöglichkeiten, einem Bereich für mit dem Hund Sport zu betreiben (Agility-Bereich), Kletter- und Spielplatz sowie einer Camper-Station und einem grossen Shop. Dicht dahinter folgt Aire de Poitou-Charentes an der A10 (Shell, Richtung Bordeaux) mit 90 %. Die Anlage punktet durch ein integriertes Museum, ein Hotel, ein separates Gebäude für lokale Spezialitäten sowie Camper- und Ladeinfrastruktur.

Zu den weniger überzeugenden französischen Raststätten gehören Aire de Drumettaz (A41, Total, Richtung Grenoble) mit 41 %, Aire de Mouxy (A41, ENI, Richtung Genf) mit 39 % und Aire de St. Augustin La Grau (ESSO, Richtung Marseille) mit lediglich 22 %. Alle drei Raststätten litten unter fehlender Camper-Entsorgung, eingeschränkten Grünflächen, kleinen Picknickbereichen und ungenügenden Angeboten für Hundebesitzer.

Frankreich: Top

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

97.60%

Aire de Village Catalan

ESP

A9

dyneff

90.90%

Aire de Montélimar est

Lyon

A7

Shell

90.10%

Aire de Poitou-Charentes

Bordeaux

A10

Shell

Frankreich: Flop

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

41.30%

Aire de Drumettaz

Grenoble

A41

Total

38.50%

Aire de Mouxy

Genf

A41

ENI

21.50%

Aire de st. Augustin La Grau

Marseille

A8

Esso

Italien

Italienische Raststätten präsentieren sich uneinheitlich. Viele Anlagen bieten grosse Flächen, die auch von Wohnmobilen genutzt werden können. Einige Raststätten verfügen über speziell markierte Bereiche für Camper. Entsorgungsstationen für Abwasser sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber stellenweise vorhanden.

Gas in Flaschen wird auf Raststätten kaum angeboten – für Gasnachschub müssen Fachmärkte oder LPG-Stationen abseits der Autobahn angefahren werden. Die Shops vor Ort sind vielfach mit lokalen Spezialitäten und Zubehörartikeln ausgestattet.

Die Ladeinfrastruktur variiert stark. Moderne Schnellladeparks wechseln sich mit veralteten Einzelstationen oder defekten Anlagen ab. Aus Sicht von Hundebesitzern bieten italienische Raststätten gute Bedingungen: Der mitgeführte Hund fand vielerorts Versäuberungszonen, grüne Flächen und Schatten. Auf den getesteten Anlagen gab es keine Kinderspielplätze. Videoüberwachung ist verbreitet, eine Abfalltrennung hingegen nicht konsequent umgesetzt.

Insgesamt konnten 16 der 33 getesteten Raststätten (48 %) mit einer Bewertung über 50 % überzeugen. Die Streuung der Qualität reicht von 11.3 % bis 87.0 %.

Italien: Gewinner und Verlierer

In Italien konnte die Raststätte Sillaro Ovest mit 87 % als Spitzenreiter hervorgehen. Sie bietet eine gepflegte Anlage mit Ladeinfrastruktur, Camper-Servicestation, Grünflächen und Möglichkeiten für den Hundeauslauf. Somaglia Ovest und Arda Ovest folgten mit je 71 %. Beide Standorte verfügen über Ladeplätze, Camperstationen sowie Hunde- und Parkflächen, wobei Arda Ovest etwas weniger in Bezug auf Picknick- und Sitzmöglichkeiten bietet.

Am unteren Ende der Skala befinden sich Cecina SS1 (Q8, Richtung Rom) mit 19 %, Rubicone Ovest mit 15 % und Foglia Ovest (A14, Richtung Bari) mit 11 %. Alle drei Standorte verfügen weder über Lade- noch Camper-Infrastruktur oder Grünflächen. Besonders aus Sicht von Wohnmobilreisenden und Hundebesitzern sind diese Raststätten ungeeignet.

Italien: Top

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

87.00%

Sillaro Ovest

Rimini

E45

ENI

70.80%

Somaglia Ovest

Bologna

A1

ENI

70.80%

Arda Ovest

Bologna

A1

IP

Italien: Flop

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

19.10%

Cecina

Rom

SS1

Q8

14.80%

Rubicone Ovest

Ancona

A14

Q8

11.30%

Foglia Ovest

Bari

A14

ENI

Spanien

Spanien bildet im Vergleich das Schlusslicht. Viele Raststätten bieten nur grundlegende Parkinfrastruktur, sind teilweise ungepflegt und schlecht beleuchtet.

Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ist faktisch nicht vorhanden. Auch die Abwasser-Entsorgungsmöglichkeiten für Wohnmobile sind stark eingeschränkt. Die Sauberkeit der Toiletten ist unterschiedlich, in touristischen Regionen bestehen oft Abfallprobleme.

Besonders aus Sicht von Campern mit Hund ist Spanien problematisch: Kaum Auslaufzonen, wenig Schatten, keine Kotbeutelstationen. In einigen Fällen wurden Einbrüche auf abgelegenen Anlagen registriert.

Positiv zu erwähnen ist die flächendeckend kostenlose WC-Nutzung und die Möglichkeit, Gasflaschen bei Tankstellen wie Repsol oder Cespa zu mieten.

Lediglich eine der zehn getesteten Raststätten (10 %) erreichte eine Bewertung über 50 %. Die Bewertungsspanne lag zwischen 18.3 % und maximal 50.3 %

Spanien: Gewinner und Verlierer

Spanien zeigte im Test sowohl Licht- als auch Schattenseiten. Zu den positiven Beispielen gehört die Raststätte Area del Monsenyt an der AP-7 (Cespa, Richtung Barcelona), die mit einer Gesamtbewertung von 50 % zu den besten im Land zählt. Sie überzeugte mit einem gut ausgestatteten Hundeauslauf inklusive Fressnapf, einer sauberen Camper-Servicestation, ausgewiesenen Parkplätzen für Wohnmobile sowie einem Kinderspielplatz.

Die Area de Servei Montseny (Galp, Richtung Frankreich) erhielt 43 % und fiel mit einem gepflegten Park, Picknickplätzen und Hundeauslauf positiv auf – zudem war hier der Tausch von Gasflaschen möglich. Die Area El Gironès (Cespa, Richtung Barcelona) kam auf 39 % und punktete mit einer ruhigen Picknickzone, Spazierwegen und einer im Bau befindlichen Ladestation für Elektrofahrzeuge.

Demgegenüber standen Raststätten mit erheblichem Verbesserungsbedarf: Sowohl die Area Maçanet als auch die Area Cespa - Valles (beide AP-7, Richtung Barcelona) erhielten jeweils nur 18 %. Sie verfügten über keinerlei Ladeinfrastruktur oder Camper-Stationen, boten kaum grüne Flächen und hatten nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten für Hundebesitzer. Auch die Area Maçanet Nord (Repsol, Richtung Frankreich) schnitt mit 21 % schlecht ab – wenngleich hier ein kleiner Kinderspielplatz vorhanden war, fehlte es an Camper-Infrastruktur, und auch die Grünflächen waren stark limitiert.

Spanien: Top

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

50.3%

Area del Monsenyt

Barcelona

AP-7

Cespa

42.9%

Area de Servei Montseny

FRA

AP-7

Galp

39.1%

Area El Gironès

Barcelona

AP-7

Cespa

Spanien: Flop

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

21.3%

Area Maçanet Nord

FRA

AP-7

Repsol

18.3%

Area Maçanet

Barcelona

AP-7

Cespa

18.3%

Area Cespa - Valles

Barcelona

AP-7

Repsol

Schweiz

Die Schweiz bietet ein flächendeckendes Netz an Raststätten, das grundsätzlich gut unterhalten ist. Ein besonderes Merkmal ist die Unterscheidung zwischen Raststätten (mit Gastronomie, Tankstelle, Shop, Hotel etc.) und Rastplätzen (mit Basisangeboten wie WC und Picknicktischen).

Mit dem Anstieg an Wohnmobilreisen seit der Pandemie geraten viele Raststätten an Kapazitätsgrenzen. Besonders auffällig ist der Mangel an speziell ausgeschilderten Wohnmobilparkplätzen und Grauwasser-/Schwarzwasser-Entsorgung. Dies führt zu Nutzungskonflikten, insbesondere mit dem Schwerverkehr.

Positiv hervorzuheben sind Investitionen in die Ladeinfrastruktur, in familienfreundliche Einrichtungen und in den Ausbau der Erholungsflächen für Tiere. Der TCS-Tester konnte an mehreren Standorten geeignete Wege, Schattenplätze und Wasserstellen für den Hund nutzen. Dennoch fehlt vielerorts eine klare Beschilderung sowie Kotbeutelstationen.
Ein Zukunftsthema stellt die Vorbereitung auf elektrisch betriebene Wohnmobile dar. Aktuell gibt es kaum Möglichkeiten zum seitlichen Laden auf Langzeitparkfeldern.

Insgesamt lagen 19 der 58 kontrollierten Schweizer Raststätten (33 %) über dem Schwellenwert von 50 %. Eine Raststätte war zum Testzeitpunkt geschlossen.

Schweiz: Gewinner und Verlierer

In der Schweiz konnte insbesondere die Raststätte La Côte Lac (zwischen Genf und Lausanne) mit einer Bewertung von 85 % überzeugen. Sie bietet eine moderne Infrastruktur mit Shop, eine Fussgängerbrücke zur Gegenseite, eine grosszügige Versäuberungszone für Hunde und eine neue Schnellladeinfrastruktur von Ionity. Neuenkirch West erhielt 84 % und war ebenfalls vorbildlich: Wohnmobilreisende dürfen hier mit Tagesbewilligung übernachten, es gibt einen grossen Spielplatz, eine Ver- und Entsorgungsstation sowie Lademöglichkeiten. Kemptthal bestach mit einer Bewertung von 83 % durch eine naturnahe Gestaltung mit Lehrpfad, Spielplatz, Gasversorgung und Ladeinfrastruktur.

Weniger überzeugend zeigten sich die Raststätten Pratteln Nord und Süd, die beide lediglich 16 % erreichten. Diese Anlagen boten weder Picknickmöglichkeiten noch Zugang für Camper und verfügten über keine Ladeinfrastruktur oder Gasversorgung. Die Raststätte Weinland schnitt mit lediglich 14 % am schlechtesten ab. Sie beschränkt sich auf eine kleine Tankstelle mit Shop und bietet keinerlei Serviceangebote für Wohnmobile oder Elektrofahrzeuge.

Schweiz: Top

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

84.9%

La Côte Lac

Lausanne

A1

Socar

83.8%

Neuenkirch West

Luzern

A2

Avia

83.3%

Kemptthal

St. Gallen

A1

BP

Schweiz: Flop

Gesamtbewertung

Name

Richtung

Autobahn

Tankstelle

15.8%

Pratteln Nord

Brugg

A3

BP

15.8%

Pratteln Süd

Winterthur

A4

BP

14.3%

Weinland

Zürich

A3

Tamoil

Fazit der TCS-Experten

Der Ländervergleich zeigt grosse Unterschiede bei Angebot, Qualität und Nutzerorientierung. Die Entwicklung in Richtung moderner, multifunktionaler Mobilitätshubs ist in Teilen Europas erkennbar, aber noch lange nicht flächendeckend umgesetzt. Frankreich setzt Massstäbe, während andere Länder stark aufholen müssen.

 
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