Winterreifen im teilabgefahrenen Zustand
Mit dem Profil schwindet auch der Grip
Mit zunehmender Kilometerleistung verlieren Reifen an Profil. Wie sich diese Profiltiefe auf den Bereich Sicherheit, Verbrauch und Geräuschverhalten auswirkt, hat der TCS in Zusammenarbeit mit dem ADAC untersucht. Dabei wurde je ein Satz aus sechs Modellen aus der Winterreifentest-Veröffentlichung 2018 in der Dimension 205/55 R16 91H ausgewählt und mit einem VW Golf 7 real in einer Konvoifahrt auf eine Profiltiefe von 2,5 mm abgefahren.
Mit den Reifen wurden Traktions- und Bremsversuche auf Schnee sowie Brems- und Aquaplaningversuche auf nasser Fahrbahn durchgeführt. Neben dem Aquaplaning-quer-Verhalten sowie dem Fahrverhalten auf dem Nasshandlingkurs wurden zudem der Treibstoffverbrauch und das Geräusch gemessen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Performance der abgefahrenen Reifen, solange es um Kräfte in Fahrtrichtung geht (Traktion und Bremsen auf Schnee und Nässe), nicht so spürbar abnimmt. Eine gewisse Restsicherheit bleibt vorhanden. Hingegen können die Querkräfte bei der Kurvenfahrt, beim Aquaplaning oder im Nasshandling mit abgefahrenen Reifen viel schlechter übertragen werden, wodurch die Sicherheit stärker abnimmt.
Abgefahrene Winterreifen auf Schnee
Winterreifen mit mehr Profil und wirkungsvollen Lamellen arbeiten besser als Winterreifen mit geringer Profiltiefe bzw. irregulärem Schulterabrieb. Dies gilt beim Testkriterium Traktion wie auch beim Bremsen auf Schnee. Der Test hat auch gezeigt, dass ein höheres Restprofil nicht viel Wirkung zeigt, wenn es keine Lamellen mehr aufweist. Aus diesem Grund sind die Lamellen bei einem Winterreifen für die Schneeperformance von grosser Wichtigkeit.
Abgefahrene Reifen und Nasshandling
Das Nasshandling zeigt, dass der Performanceverlust sich aus der Kombination aus Restprofiltiefe, Verschleissbild und Alterung ergibt. Würden dabei die Notenmassstäbe für Neureifen Anwendung finden, würden die Leistung aller abgefahrenen Modelle als mangelhaft eingestuft. Hinsichtlich Grip-, Niveauverhalten im Grenzbereich und Balance müssen deutliche Einbussen in Kauf genommen werden. Geht es darum, Querkräfte zu übertragen – wie beispielsweise im Aquaplaning quer oder beim Nasshandling –, verlieren die Reifen gegenüber ihrer Performance mit voller Profiltiefe sehr stark und können zum Teil nur einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Leistung abrufen.
Abgefahrene Reifen im Treibstoffverbrauch
Der Treibstoffverbrauch fällt aufgrund weniger Walkarbeit der Reifen und des damit einhergehenden geringeren Rollwiderstands tiefer aus.
(Quelle: ADAC; Infografik: TCS)
Abgefahrene Reifen im Geräuschverhalten
(Geräuschmessung 2021, in dB [A])
Fünf von sechs Winterreifen der Dimension 205/55 R16 91H wurden im abgefahrenen Zustand lauter.
(Quelle/Infografik: TCS)
(Bild: Believe_In_Me/iStock; Fotomontage: TCS)
Besonderheit von Winterreifen: viele Lamellen
Winterreifen unterscheiden sich von Sommerreifen durch zusätzliche Profiltiefe und eine Gummimischung, die auch bei kalten Temperaturen noch nachgiebig bleibt und so für mechanischen Grip sorgt. Ausserdem kommen Lamellen zum Einsatz, feine Einschnitte in den Profilblöcken. Sie erzeugen zusätzliche Greifkanten, die sich in den Schnee oder das Eis krallen und so die Brems- und Kurvenfähigkeit verbessern. Ausserdem verformen sich die Lamellen bei der Fahrt und erzeugen so Wärme, die den Reifen flexibel hält. Sie können je nach Anbieter und Reifentyp als Zickzack-, Wellen- oder 3-D-Lamellen gestaltet sein.
Lamellen sollten bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe vorhanden sein. Verschwinden sie aufgrund des Reifenverschleisses, verschlechtern sich die Schneeeigenschaften, und es ist höchste Zeit, den Winterreifen zu erneuern.
Empfehlung des Touring Club Schweiz
Sind die Lamellen des Winterreifens nicht mehr erkennbar, verliert der Reifen deutlich an Schneeperformance und sollte erneuert werden.
Der TCS empfiehlt weiterhin, Winterreifen zugunsten der Fahrsicherheit ab einer Profiltiefe von unter 4 mm und Sommerreifen ab einer Profiltiefe von 3 mm erneuern zu lassen!
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