Editorial Touring Magazin Nr. 10-22
In den Kommentarspalten liest man öfters die Forderung, dass die Tesla-Fahrer/innen ihre Stromfresser diesen Winter in der Garage lassen sollen, um Strom zu sparen. Sind Elektro-Autos Stromfresser?
Batteriebetriebene Autos haben einen Anteil von 2,1 % an allen Autos auf Schweizer Strassen erreicht. 2021 verbrauchten die E-Autos 1,4 % des Schweizer Stroms. Aktuell dürfte der Anteil gemäss Bundesamt für Energie (BFE) auf rund 0,5 Prozent gestiegen sein.
Der Elektro-Boom hält an. Ein Einbruch bei den Verkaufszahlen ist nicht festzustellen. Per Ende August 2022 wurden im laufenden Jahr 13,1 % mehr Steckerfahrzeuge als im Vorjahr in Verkehr gesetzt. Die Lieferfristen sind nach wie vor lange, was auf weiterhin grosse Nachfrage schliessen lässt. Und das ist auch gut so.
Bis der Stromverbrauch einen wirklich hohen Anteil erreicht hat, wird es noch Jahre dauern. Diese Zeit gilt es zu nutzen: mit Ideen und Innovationen. Elektro-Autos können schon bald eine neue Rolle übernehmen.
Schon heute können verschiedene Modelle nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch abgeben. So wird das Elektro-Auto zum Zwischenspeicher. Wird die Batterie des Autos während dem Tag mit Sonnenenergie geladen, kann dieser kostengünstige und saubere Strom ab dem Eindunkeln ins Heimnetz eingespiesen werden und damit einen Teil zur Netzstabilisierung beitragen.
Damit wird das Auto Teil der Lösung der Energiewende und ein wichtiges Bindungsglied zwischen zwei heute sehr CO2-intensiven Bereichen: Gebäude und Mobilität.
Wichtig ist eine grosse Offenheit gegenüber der technologischen Entwicklung und Vertrauen in die Innovationskraft. Schlecht sind Denkverbote, falsche Anreize und Politik, die sich lieber mit Ideologie als mit der Zukunft beschäftigt.
Sich aber heute mit diesen Zukunftsaussichten zufriedenzugeben wäre falsch. Auch die Mobilität kann hier und jetzt ihren Teil zur Bewältigung der Krise leisten, indem Jede und Jeder von uns auf unnötige Fahrten verzichtet.
Aber nochmals zurück zum Tesla. Ein Model 3 Standard Plus verbraucht auf 100 Kilometer 14,4 kWh, der kleinere Renault Zoe R135 rund 20 kWh. Nur weil ein Auto eine grosse Batterie an Bord hat, ist es noch lange kein Stromfresser.
Weniger ist möglich. Letzthin war ich auf Probefahrt mit dem Microlino, siehe Foto. Dieser verbraucht sogar nur 7 kWh. Als früherer Smart-Mitarbeiter bin ich begeistert vom Konzept dieser Schweizer Entwicklung für den urbanen Raum: platzsparend, flink und hübsch. Elektromobilität soll ja vor allem auch Freude machen!