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Tanzen, nicht treten

Stil im Verkehr mit Jeroen van Rooijen

Es geschah vor kurzem auf der dreispurigen A1 zwischen Zürich und Winterthur: Ein Kompakt-SUV fuhr gemächlich auf der Mittelspur, ich setzte zum Überholen auf der linken Spur an. Ich beschleunigte auf 120 und wollte vorbeiziehen, doch ich bemerkte, dass das Auto, das ich überholen wollte, ebenso beschleunigte und im «toten Winkel» neben mir blieb. Ich gab dem Gaspedal sanft einen kleinen zusätzlichen Schubs und zog vorbei, schwenkte wieder ein, wechselte ganz nach rechts – die Spur, die mal als «Normalspur» kennt.

Das Auto auf der Mittelspur, das ich eben überholt hatte, gab seinerseits Gas und zog wieder an mir vorbei, liess sich dann aber wieder zurückfallen, sodass ich erneut ganz nach links wechseln musste, um vorbeizufahren – rechts einholen darf man ja nicht. Ich ärgerte mich ein bisschen, also schaute ich beim erneuten Überholen rüber, um zu sehen, wer so selbstversunken in der Mitte vor sich hin gondelte und ob sich eventuell der Einsatz von Lichthupe und Horn anböte. Es sass eine Frau mittleren Alters am Steuer, die verschmitzt grinste, aber stoisch geradeaus schaute.

Ich begriff: Da war jemandem nach Spielen zumute! Nun gut, dachte ich mir – der verkehr ist nicht allzu dicht, meine Laune gut – mal sehen, wie oft wir diese Bewegungsfolge wiederholen. Beide blieben wir unserem Muster treu: Sie zuckelte mal schnell, mal gemütlich in der Mitte weiter, ich überholte, liess mich wieder überholen, und so weiter. Sicher sechs Mal ging das bis Winterthur so, und wir hatten beide unseren Spass, es war wie ein Tanz der Karossen, ohne jede Provokation oder Aggression. Von der Luft aus betrachtet hätte es wohl wie ein Balzritual ausgesehen. 

Das, dachte ich, können sich nur Frauen ausdenken: Mit dem Auto tanzen! Männer wären nach dem zweiten Mal scharf auf die Bremse getreten, um den anderen zur Räson zu bringen, hätten gehupt und gefuchtelt, gestikuliert und wild beschleunigt. Es sitzen ja viele Hobby-Polizisten am Steuer – und schlecht fahren, das tun ja immer nur die anderen. Doch diese Dame provozierte mich nicht, höchstens ganz fein ... wir blieben beide brav im Bereich der Legalität, und irgendwie hatten wir an dem Cha-Cha-Cha-Tänzchen beide unser Vergnügen. 

Das Motiv des Tanzes geht mir seither ständig durch den Kopf, wenn es im Verkehr eng wird. Welche Standardschritte böten sich an? Sicher der beschauliche Wiener Walzer mit seinen kontrollierten Bewegungsfolgen. Oder der dramatische Tango, bei dem man sich allerdings gefährlich nahe kommt? Dann vielleicht doch eher der unkomplizierte Foxtrott sowie der etwas zügigere Discofox, damit es vorwärts geht. Salsa, Boodie oder Rock'n'Roll scheinen mir aber zu gefährlich, da landet man bald mal auf dem Standstreifen oder gar in der Mittelleitplanke. 

Schade, dass nicht mehr klassisch getanzt wird! Stattdessen sieht man immer nur Capoeira, Batuka, Krumping und Pogo. Verstehen Sie nicht? Dann googeln Sie das mal, doch vergessen Sie es schnell wieder, wenn Sie am Steuer sitzen. Denn die modernen Mischungen aus Kampfsport und Tanz, die meistens als «Battle» stattfinden, sieht man leider schon oft genug.

Jeroen van Rooijen
Jeroen van Rooijen, 51, ist der bekannteste Stilkritiker und Modejournalist des Landes (NZZ, SRF3 etc.). Er fährt am liebsten Velo, aber auch Auto – und organisiert seit 2011 den jährlichen «Style Ride», eine urbane Lustfahrt für schöne Menschen und Velos.
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