Mehr Harmonie als Angeberei
Ausgerüstet mit der Ausstattungslinie Avantgarde (Fr. 1610.–) – um die lächerlichen Stahlfelgen zu umgehen – ist unser Kombi bereit, seinen Mann zu stehen. Die um zehn Zentimeter verlängerte Karosserie weist die Mercedes-typischen Rundungen und ein harmonisches Heck auf. Auch im gemütlichen Innenraum mit toller Materialanmutung findet man diese Eleganz wieder. Wertige Kunststoffe erstrecken sich bis in jeden Winkel. Etwas schmerzlich ist das Kunstleder der Sitze, was auf den ersten Blick in diesem Premium-Universum ein Schandfleck zu sein scheint. Dafür beruhigt der dumpfe Klang der Türen, und mit seiner gepflegten Schalldämmung behandelt dieser Kombi seine Passagiere ausgezeichnet. Vor allem hinten, wo der Gewinn von einigen Zentimetern für ziemlich grosszügigen Beinraum sorgt, der die etwas kurze Sitzfläche der Bank in Vergessenheit geraten lässt.
Mit einer der Kategorie entsprechenden Kapazität ist der Kofferraum ebenfalls sehr gut gelungen. Rechteckig geformt und gut ausgepolstert, ist er sehr premium-like und bietet zudem praktische Aspekte. Die teilbare Bank (40/20/40) wird mit Tasten im Kofferraum und neben den hinteren Plätzen umgeklappt. Ein weiteres nützliches Detail ist die automatisch aufklappende Gepäckabdeckung.
Dürftiger ist das Bild bei der Ausstattung, die zum Beispiel auf Regensensoren oder den wichtigen 66-l-Tank (+ 80 Franken) verzichtet. Die Optionenliste ist lang und in dieser Klasse ist es schwierig, Dingen wie Steuerung per Touchpad oder Rückfahrkamera mit ausgezeichneter Auflösung zu widerstehen.
Ein spielerischer Vierzylinder
Sind diese für Premium typischen Kleinlichkeiten einmal geschluckt, wenden wir uns dem 156-PS-Motor zu. Er hat zwar nicht den Klang eines V6, aber dieser zeitgemässe Motor gefällt vor allem im Stadtverkehr durch seinen sanften Lauf. Er dreht fröhlich hoch und gibt dabei sympathische Rennklänge von sich, die allerdings bei einem Reisewagen dieses Schlages etwas deplatziert wirken. Aber darüber lässt sich streiten, denn der 1,6-l-Kombi zeigt auch ein ebenso verspieltes Fahrverhalten. Sehr gesetzt, besitzt er eine unbestreitbare Agilität, die von der ultradirekten Lenkung (2,3 Umdrehungen) noch betont wird.Und weil die Federung gut anspricht, verzichtet man gerne auf das samtige Schwingen der Luftfederung. Denn dieser Kombi ist auch so ein ausgezeichnetes Reiseauto. Allerdings hätten wir gerne vom adaptiven Tempomaten und vom aktiven Spurassistenten profitiert, die eine halbautomatische Fahrweise erlauben. Also gut, legen wir noch 3220 Franken drauf.
Innenraum
Der Innenraum wird von vielfältigen und hochwertigen Materialien fast erdrückt. Die nur mit Kunstleder bezogenen Sitze sind allerdings weniger edel. Die Bedienung über einen Drehradsteller und ein Touchpad (Option) braucht Angewöhnung. Die Plätze sind vorne wie hinten sehr geräumig. Das gilt auch für den gut zugänglichen und variablen Kofferraum. Das Testfahrzeug wog 140 kg mehr als angegeben, was die Nutzlast einschränkt.
Komfort
Geräuschdämmung auf hohem Niveau, wirksame Federung, gute Kombination von Motor und automatischem Getriebe: Dieser Kombi frisst Kilometer mit viel Komfort. Bedauerlich ist das etwas harte Abrollen der Run-Flat-Reifen.
Der 1,6-l-Basis-Turbo erweist sich als dynamisch und spritzig, auch wenn das beträchtliche Gewicht die Beschleunigung etwas eindämmt – für 0 auf 100 km/h brauchte er eine gute Sekunde mehr als die Werksangabe (8,4 s). Die angekündigten 5,8 l/100 km sind auch wenig realistisch. Motor und 7-Stufen- Getriebe arbeiten sehr harmonisch.
Fahreigenschaften
Mit seinem gut abgestimmten Fahrwerk und seiner ultradirekten Lenkung erweist sich der Kombi als agil und sehr stabil in Kurven. Das adaptive Dämpfersystem erlaubt es, die Charakteristik des Fahrwerks leicht zu verändern.
Sicherheit
Die Ausstattung ist auf der Höhe, gekrönt von 5 Euro-NCAP-Sternen.